Autor: dentaku
Site Reliability Engineer, Internet-Ureinwohner, Infrastrukturbetreiber, halb 23-Nerd halb 42-Nerd, links, gesichtsblind.
Schreibt mit "obwaltendem selbstironischem Blick auf alles Expertentum" (Süddeutsche Zeitung)
Faun mit Weitblick
Brunnen im Landhaushof
Landhaushof
Das „Gemalte Haus“
Victoriahaus
Zwei neue Blogs
Hier auf dem Server liegen einige Blogs: neben meinem eigenen (also diesem hier) z.B. auch die Zentrale der Iron Blogger, einige der Gruppenblogs der Iron Blogger, ein Blog über Schlechte Gedichte, susannerenger.de und percanta.de.
In diesen Tagen starten zwei neue und sehr unterschiedliche Blogs:
- Freistilstaffel
Ein Gruppenblog über das Schwimmen. Es entstand aus einem Tweet und noch einem Tweet, und jetzt hat es schon sechs Autoren, die gerade an ihren Vorstellungsartikeln basteln. - Fürchten lernen
Das Tagebuch des Curt v. C., der in den ersten Weltkrieg zog und seiner Frau, der Marie v. C. — veröffentlicht mit genau 100-jähriger Verzögerung durch ihre Enkelin. Der erste Eintrag vom 7. August 1914 erschien dort heute.
Ich empfehle, einfach mal beiden zu folgen.
Wer auch ein Blog haben möchte (oder schlechte Gedichte schreiben möchte), kann sich übrigens gern an mich wenden. Auf dem Server ist durchaus noch Platz.
Freizeichen
Im Techniktagebuchredaktionschat (im Moment überhaupt einer der lustigsten Orte des Internets) kam die Rede auf Freizeichen.
Also eigentlich ging es um das Stimmen von Instrumenten, denn dafür scheint es inzwischen auch eine Smartphone-App zu geben. Aber früher, da ging das noch mit dem Freizeichen des Telefons. Daraufhin fiel mir ein, dass auch das nicht „schon immer“ so gewesen sein konnte, denn den Freizeichenton, wie wir ihn heute kennen, gibt es auch erst seit Ende September 1979:
Änderungen in der Telekommunikationsinfrastruktur sind noch selten. Deshalb stand sogar in der Zeitung, dass der Freizeichenton der Deutschen Post umgestellt wird — und zwar von tut tuuuut … tut tuuuut (dem Morsecode des Buchstaben A) auf den international üblichen Dauerton.
Wir sind an dem Tag bei meiner Großmutter zu Gast. Während wir dort sonst nur bei Kuchen und Kaffee (für uns Kinder Zitronentee) sitzen, nehmen wir heute mehrmals den Hörer des Wählscheibentelefons ab und horchen … bis irgendwann am Nachmittag schließlich der neue Ton zu hören ist.
Etwas später auftauchende Geräte mit automatischer Freizeichenerkennung (Faxgeräte, Modems) werden für diese Umstellung dankbar sein.
2000 km gegangen
Wired: The Fasinatng … Frustrating … Fascinating History of Autocorrect
Surrealists once encouraged the practice of écriture automatique, or automatic writing, in order to reveal the peculiar longings of the unconscious. The crackpot suggestions of autocorrect have become our own form of automatic writing—but what they reveal are the peculiar statistics of a world id.
Eselsohren im Web via Pinboard
Was darf Satire?
Was darf Satire?
Darf Satire scherzhaft mit Drittem Reich und Holocaust umgehen?
Darf Satire Jürgen Klinsmann in einer Fotomontage als Jesus am Kreuz zeigen?
Darf Satire sich mit Comedy vermischen?
Sehr ausführliche Auseinandersetzung von „Extra 3 Autor und Grimme-Preisträger Dr. Jesko Friedrich“, verlinkt gefunden in diesem Artikel (der auch zu empfehlen ist).
Eselsohren im Web via Pinboard
Jetzt Münzen im Sparabo
Ende Mai 2014:
Für die Taufe meines recht neuen Neffen möchte ich als Geschenk eine aktuelle Euro-Gedenkmünze haben. In seinem Geburtsjahr 2013 gab es ein schönes Exemplar mit Hänsel und Gretel drauf.
Nach kurzer Suche bestelle ich ein Exemplar online — und zwar beim Bayerischen Münzkontor. Klingt doch seriös. Der Satz in der Bestellbestätigung hätte mich vielleicht stutzig machen sollen:
Als besonderen Service erhalten Sie außerdem zum aktuellen Vorteilspreis und im monatlichen Rhythmus unverbindlich zur Ansicht die weiteren Ausgaben der Edition: EURO-GEDENKPRÄGUNGEN.
Die Münze kommt rechtzeitig zur Feier an, und ich vergesse alles Kleingedruckte wie die abgenickten Lizenzbedingungen bei der Installation von Software.
Am 19.06. taucht dann das erste Paket auf. Es enthält eine Pappschachtel für sechs Münzen und eine Gedenkprägung „200. Geburtstag Franz Liszt“ (zufällig auch das Thema einer echten Euro-Gedenkmünze). Neben einem Wust an anderen Papieren (dabei auch: ein „Die kluge Hausfrau“-Prospekt!) liegt darin ein Anschreiben:
[…] herzlichen Glückwunsch, Sie erhalten heute eine weiter Ausgabe aus Ihrer neuen Collection. Ihre Entscheidung für diese Sammlung war genau richtig. […]
Hellhörig geworden lese ich die Vertragsbedingungen durch, und es scheint so zu sein, als müsse ich die „Münze“ nur rechtzeitig mit einem entsprechenden Begleitschreiben zurückschicken um diesen Spuk zu beenden. Das ist natürlich gefährlich für Prokrastinatoren wie mich. Plötzlich habe ich eine Münzsammlung ohne das je gewollt zu haben. Es handelt sich eigentlich um das altbekannte Jamba-Geschäftsmodell mit anderen Mitteln; offensichtlich fallen Jugendliche da inzwischen nicht mehr drauf rein sondern jetzt nur noch so — äähm — na ich eben. :-/
Schon fast am nächsten Tag schreibe ich den Kündigungsbrief, nur um festzustellen, dass LaTeX meine Geschäftsbriefe plötzlich nicht mehr setzen kann. Offensichtlich habe ich seit der Mavericks-Installation nichts mehr ge-TeX-t. Ich suche also eine neue MacTeX-Version. Das herunterzuladende Paket ist stolze 2.4GiB groß, installiert sich aber völlig problemlos und funktioniert auch sofort. Einige Stunden später als geplant — aber doch noch bevor mich der Schwung wieder verlässt — gelingt es mir, ein Kündigungsschreiben auszudrucken und der Karton geht zurück nach Aschaffenburg.
Seitdem ist Ruhe. Zumindest fast, denn jetzt scheine ich in der Kundendatenbank zu stehen und bekomme in unregelmäßigen Abständen Werbebriefe, die sich „Kunden-Scheck“ nennen, oder deren Überschriften nach gewonnenen Gewinnspielen aussehen.
Warum gibt es eigentlich noch keinen Papierspamfilter für den Briefkasten?
(Dieser Beitrag erschien zuerst im Techniktagebuch)
In der Wilhelma
10 Jahre Blog
Jetzt schreibe ich schon seit 10 Jahren hier rein.
Inzwischen habe ich geheiratet, bin nach Stuttgart gezogen, wir haben zwei Kinder bekommen und eine Wohnung gekauft. Während der ganzen Zeit entstand ein bunter Themenstrauß ohne strenge Auswahl oder Optimierung unter SEO-Gesichtspunkten, denn das hier ist mein Blog, und da schreibe ich rein was ich möchte.
Schließlich will ich nicht damit berühmt werden sondern schreibe das alles zuallererst für mich — als so eine Art ausgelagertes Gedächtnis. Wenn irgendwas davon für andere Menschen zufällig auch nützlich ist: sehr gut, wenn sich eine interessante Diskussion ergibt (passiert leider viel zu selten): um so besser.
So landeten hier mit der Zeit 851 Artikel, 2082 Fotos und jede Menge anderer Kram wie automatisch importierte Tweets und kommentierte Links.
Hier seht Ihr die Verteilung der Artikel der Kategorie Blog über die letzten 10 Jahre (gut ist die anfängliche Begeisterung zu erkennen, dann der Knick dadurch, dass ich, wie so viele, die kürzeren Dinge eher auf twitter schreibe, dann wieder der Aufschwung durch die Iron Blogger).
Währenddessen habe ich über das Netz, auch mit Hilfe dieses Blogs, jede Menge nette Leute kennengelernt, deren Blogs ich regelmäßig lese, die mich immer wieder zum Denken bringen — oder zum Lachen.
So, an dieser Stelle wollte ich jetzt eigentlich eine Unterhaltung verlinken — ich meine, es wäre bei Maximilian Buddenbohm im Blog gewesen, die zu dem Schluss kam, dass wir nach 10 Jahren jetzt V.S.O.P.-Blogger sind. Das hatte mir gefallen, aber ich kann den Artikel nicht mehr finden.
Naja egal, auf die nächsten 10 Jahre.
Helft blogger.de
blogger.de gibt es schon immer — also zumindest ungefähr so lang wie die deutsche Blogosphäre. Und es gehört nicht zu blogger.com (das Teil von Google ist) sondern ist ein privates Projekt von Dirk Olbertz (genauer: eine riesige Antville-Installation), das sich hauptsächlich aus Spenden finanziert. Viele Blogs, die ich gerne Lese (z.B. stackenblochen (=Holgi), novemberregen, giardino, …) liegen dort.
Vor etwa drei Wochen wurde der Dienst Opfer eines Festplattencrashs trotz RAID und mit nicht 100% funktionierendem Backup. Das ist doof, aber Murphy ist fies und so kann das jedem mal passieren. Die Datenbank (und damit die Textinhalte der Blogs) konnte vom Backup wiederhergestellt werden, aber viele Bilder sind weg.
Damit möglichst viele davon doch noch gerettet werden können, befinden sich die kaputten Festplatten im Moment in der Datenrettung bei Kroll Ontrack. Das ist kein billiger Spaß, und so müssen bis zum 14. Juli knapp 3100 € zusammengesammelt werden.
Auf der Statusseite betreibt Dirk dafür eine Spendenaktion (das heißt jetzt wohl Crowdfunding), die auch schon einen guten Teil des Geldes sammeln konnte. Ich habe auch etwas in den Topf geworfen, obwohl ich meinen Blogserver ja selbst betreibe, und Ihr solltet das auch tun, weil dieser wichtige Teil der Blogosphäre gerettet werden muss.
Vice: Was man aus den Google-Suchen über Deutschland lernen kann
Baden-Württemberg ist ein nachdenkliches Land, auf der Suche nach sich selbst. Doch die qualvolle Sinnsuche endet jedes Mal mit unerbittlicher Konsequenz in einem grässlichen Besäufnis, wovon der Baden-Württemberger sich am nächsten morgen mit Müsli, sorgfältiger Intimrasur und gepflegtem Steuerbetrug erholen muss.
(via Frank Stohl)
Eselsohren im Web via Pinboard
Orange Wand
Die Wand ist jetzt Orange, und das kam so:
Letztes Jahr im Herbst bemerkten wir, dass einer der zahlreichen Flecken an der Wand neben dem Esstisch (wer Kinder hat, weiß was ich meine…) in der Lage war, seine Größe zu ändern. Und er war auch gar kein Fettfleck — so wie seine Nachbarn — sondern eher feucht und kühl, und außerdem war er bei schlechtem Wetter mit Regen deutlicher zu sehen.
Schon kurze Zeit später begann an der Stelle die oberste Schicht Wandfarbe abzublättern. Offensichtlich kam hier irgendwie Feuchtigkeit durch die Mauer.
Genau in der Höhe des Flecks verläuft außen eine Fuge der (denkmalgeschützten) Sandsteinfassade, die hatte ich gleich als Ursache in Verdacht.
Wir informierten die Hausverwaltung, und die schickte einen Maurer zur Begutachtung vorbei. Der Fachmann fand meine Theorie eher unwahrscheinlich und vermutete vielmehr, dass das Wasser durch die Wand hinter dem Putz von weiter oben dort hinlaufe. Man müsse den Putz wohl großflächig abschlagen.
Deshalb montierte ich mal die darüber hängenden Wandregale ab und stapelte die DVDs in der Ecke des Zimmers. Das war Anfang Oktober, und dann passierte erstmal nichts.
Als es endlich gelungen war, einen weiteren Termin zu vereinbaren, dauerte die lange erwartete Maureraktion nur ungefähr zehn Minuten: nach fünf Meißelschlägen war klar, dass das Wasser eben doch durch die waagerechte Fuge eindrang.
Die nächste Aktion fand außerhalb unserer Wohnung statt: die Fuge wurde von außen abgedichtet. Das Loch in der Wand war ab da trocken, klaffte aber weiterhin. Wobei: mit der Zeit gewöhnt man sich ja an den Anblick.
Nur wenige Monate später wurde die Wand dann aber doch frisch verputzt, und vor etwa drei Wochen war schließlich nur noch der Farbunterschied zwischen grauem Putz und (nicht mehr so richtig) weißer Wand zu sehen. Das Stück Wand musste also neu gestrichen werden. Wie aber, ohne dass es angestückelt wirkt?
Ein Teilanstrich in frischer weißer Wandfarbe hätte sich von der restlichen Wand deutlich abgehoben, und die ganze Wand (oder gar das ganze Zimmer) wollte ich nicht streichen. Deshalb nahmen wir uns eine Kontrastfarbe vor, fuhren am vergangenen Samstag zum Baumarkt, und entschieden uns da für Orange.
Am Sonntag verbrachte ich dann große Teile des Tages damit, die Leiter herauf- und herunterzusteigen um der Fläche drei Anstriche zu verpassen (den Muskelkater spüre ich jetzt noch).
Gestern habe ich noch einmal ein paar Stellen nachgestrichen, an denen die Farbe immernoch nicht ordentlich gedeckt hatte, und heute konnte ich endlich alle Regale wieder anbringen und auch die übrigen Möbel wieder an ihren Platz räumen.
So, fertig. Hübsch geworden, oder?
Malergehilfin
Volvo P1800 ES
Krautendspurt
Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber soviel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es gut werden soll.
Georg Christoph Lichtenberg
Als vor einem Monat das Krautfunding (SCNR) des Krautreporter-Magazins auf der Bildfläche auftauchte, habe ich sofort zugeschlagen und bin „Mitglied geworden“.
Das habe ich nicht deshalb gemacht, weil mich deren Konzept sofort vollständig überzeugt hat, sondern weil sie wenigstens einen Versuch unternehmen wollen, den zweifellos furchtbaren Zustand des Journalismus im Web zu verbessern, in dem im Moment nur Seiten überleben zu können scheinen, die alles mit Werbung zupflastern und sich auf Klickstrecken spezialisieren.
Unter den Projektbeteiligten waren auch gleich einige Leute, deren Texte ich schon jetzt sehr gerne lese (ich picke mal Stefan Niggemeier raus), und ich bin auch in der privilegierten Lage, einem Projekt mal eben 60€ geben zu können und dann mal zu gucken, ob es gut wird.
Natürlich sind die Krautreporter mit diesem Ziel bei weitem nicht die einzigen, und es gab im Vorfeld auch viel berechtigte Kritik (der geringe Frauenanteil, die eher mäßige (Krisen-)Kommunikation, dass keine Beispielarbeiten gezeigt wurden, die anfangs stark eingeschränkten Zahlungsoptionen,…), und so war es kein Wunder, dass die Kampagne eher schleppend lief und vor ein paar Tagen eigentlich schon totgesagt war.
Das sieht jetzt plötzlich wieder besser aus, und heute am Anfang des letzten Tags fehlen nur noch 1763 Unterstützer oder 11,75%:
Schöne Grafik von Julius Becker via Felix Schwenzels wirres.
Es würde mich freuen, wenn sie es doch noch schaffen würden, ich will Euch aber nicht zur Unterstützung drängen. Also gucken wir mal, was heute am Ende des Tages dabei rausgekommen sein wird.