Heute war jetzt ein Workshop zur Planung der Roadmap bis zum Ende des Jahres. Es hätte zwar die Möglichkeit zur Teilnahme über Teams gegeben, aber erfahrungsgemäß sind die entfernten Teilnehmer:innen solcher hybriden Veranstaltungen immer im Nachteil. Auch fand die Veranstaltung im größten Raum (das ist so eine Art Mensa mit über 100 m²) und mit eine überschaubaren Teilnehmerzahl statt, so dass die Abstandsregeln mit Sicherheit eingehalten wurden.
Die Hin- und Rückfahrt mit der S-Bahn war auch angenehm ereignislos: die Bahnen waren nicht allzu voll, und soweit ich das überblicken konnte, trugen alle Fahrgäste ihre Masken ordentlich.
Unser Bürogebäude stellte sich allerdings als aus dem besten Weg zu einem Lost Place heraus. Alle Gänge sind zu Einbahnstraßen geworden, und die meisten Besprechungsräume sind nur noch für eine Person zugelassen — das hatte ich schon von Kollegen erfahren, die aus verschiedenen Gründen mal dort waren. Aber inzwischen haben auch alle Kaffeemaschinen den Geist aufgegeben, und das ganze Gebäude wirkt gespenstisch. Der Kalender des Scheiterns, den unser Team in unserer Ecke des Großraumbüros aufgestellt hatte, steht immer noch auf dem 13. März.
Morgen ist noch so ein Workshop geplant, aber ich glaube, dass ich an dem lieber wieder remote teilnehmen möchte.
Seit heute geht Kind.zwei wieder in die Schule, also richtig in das Gebäude. Aber erstmal nur für vier Tage, dann ist wieder Pause für zwei Wochen. Kind.eins fängt erst nächste Woche wieder an, hat dann aber einen zwei-Wochen-Rhythmus. Das alles gehört zu dem Plan, alle Schüler:innen in Baden-Württemberg in diesem Schuljahr noch einmal in die Schule zu schicken. Dieser Plan ersetzt beziehungsweise unterbricht die Routine der Onlineschule, die sich zwischen den Osterferien und den Pfingstferien eingespielt hatte.
Wie die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts wurde auch diese Phase an den beiden Schulen unserer Kinder sehr unterschiedlich gehandhabt.
Das (künstlerische) Gymnasium, das Kind.eins besucht, hatte die Osterferien genutzt, um auf Initiative (und wohl auch mit einigem zusätzlichen Einsatz) einiger Lehrkräfte für alle Schüler:innen Microsoft Teams einzurichten und darauf einen Onlineunterricht organisiert, der sich grob am Stundenplan orientierte. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten (die Lehrkräfte mussten zum Beispiel erst lernen, dass ihr Unterricht nur eine geringe Teilnahme hat, wenn sie ihn erst fünf Minuten vor Beginn in den Kalender eintragen) klappte das in den meisten Fächern ganz gut.
Bei Kind.zwei hingegen, eigentlich an einem Mathematik-Informatik-orientierten Gymnasium, hat nur die Deustschlehrerin zweimal Wöchentlich zur Videokonferenz auf Blizz eingeladen. Alle anderen Fächer stellten neue Lerninhalte und Aufgaben weiterhin in der sogenannten Homeoffice-Plattform zum Herunterladen zur Verfügung.
Die Qualität dieser Aufgaben hatte eine recht große Bandbreite: während der Musiklehrer nach wie vor mit eigenen YouTube-Videos und Links zu Online-Sequenzern zum Herumexperimentieren punktete, bereitete der Englischlehrer immerhin ein Vokabelquiz auf einer Lernplattform vor:
In Mathematik beschränkte sich der Unterricht hingegen auf solche Aufgabenblätter:
Für den Zeitraum 27.05-29.05.2020 solltet ihr folgende Aufgaben machen:
Thema: Rauminhalte messen 1.) Im Buch S. 173 ganz gründlich durchlesen, verstehen und den blauen Kasten ins Heft übertragen. 2.) S. 173/ Beispiel 1 und 2 durchlesen und verstehen
Übungsaufgaben: S. 173/ Aufgabe 1 S. 174/ Aufgaben 2 bis 5, jeweils ganz S. 175/ Aufgabe 6 bis 10, jeweils ganz
Für Freiwillige: S. 175/ Aufgaben 12 und 13
… und die kopierten Musterlösungen für die Aufgaben.
Gleichzeitig tauchten mehr und mehr Aufgaben auf, für die nach draußen hätte gegangen werden müssen. Das begann mit „spielt Volleyball in Eurem Garten“ (welcher Garten?) und eskalierte zuletzt zu einer kompletten Anleitung, für den Kunstunterricht mit dem Wasserfarbkasten in die Natur zu ziehen und dort Pflanzen abzumalen (wir besorgten eine Topfpflanze).
Insgesamt hatte sich die Schule aber zwischen den Ferien gerade wieder gut eingependelt (im Gegensatz zu vor den Osterferien auch das zu bewältigende Pensum betreffend), darum bin ich nicht sicher, dass die Wiedereinführung des Schulgebäudes wirklich irgendwelche Vorteile bietet. Schließlich enthält der Präsenzunterricht auch nicht alle Schulfächer, und für die übrigen Fächer sind zum Teil bereits neue Aufgaben für Kind.zwei auf der Plattform aufgetaucht. Wann er die allerdings machen soll, ist mir noch nicht ganz klar.
Es gibt natürlich Familien, die es mit der Heim- und Onlineschule nicht so leicht hatten wie wir, aber ich sehe auch nicht so richtig, wie denen mit zwei oder drei weiteren unvollständigen Unterrichtswochen vor den Sommerferien geholfen werden soll. Im Zweifelsfall müssen auch die jetzt ihre bisherige Organisation wochenweise umwerfen und neu aufbauen.
Im großen und ganzen schreibe ich ja auf allen meinen Kanälen fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Nur wenn mich Herr Buddenbohm mal verlinkt, dann trampeln hier plötzlich die Horden durch.
Mit meinem Getwitter hat es schon ab und zu geklappt, ins Fernsehen zu kommen — na ja, eigentlich nur in den Videotext, aber das war es auch schon an „Bekanntheit“ außerhalb meiner kleinen kuscheligen Internetblase.
Heute morgen trudelte aber plötzlich eine Mail von einem ehemaligen Klassenkameraden (Gymnasium, lange her) mit dem folgenden Inhalt bei mir ein:
hat Dir bestimmt schon jemand gesteckt, aber falls nicht: Du bis heute auf Seite 1 der Süddeutschen Zeitung – Streiflicht! Selten so gelacht…. 😀
Huch! Was? Wie? Hmm, auf der SZ-Webseite ist das Streiflicht nur für Abonnenten zu sehen, und ich hab inzwischen seit mehr als zehn Jahren kein Abo der SZ mehr. Nur den Anfang konnte ich lesen:
(SZ) Vor gut drei Jahren schrieb ein gewisser Thomas Renger auf Twitter: „Ich bin ja kein Bärenexperte, aber …“ […]
Den erwähnten Tweet kannte ich natürlich, …
… aber nach dem Rest des Texts musste ich erst auf Twitter fragen.
Und es stellte sich tatsächlich raus: das Strefilicht hatte meinen alten (aber bisher erfolgreichsten) Tweet als Aufhänger genommen um allgemein über … äääh … naja, worauf der Autor eigentlich hinaus wollte habe ich dann doch nicht so richtig verstanden. Die Süddeutsche Zeitung ist vielleicht manchmal doch zu intellektuell. Aber den „obwaltenden selbstironischen Blick auf alles Expertentum, der so erhellend und erheiternd war“, den sie mir bescheiningt hat, muss ich unbedingt irgendwie in meine Twitter-Bio integrieren.
Wir sind also in der lang ersehnten Woche nach den Osterferien, der Woche, die „endlich“ die Lockerungen der Beschränkungen des Lebens bringen sollte. Die Nerven liegen auf allen Seiten blank, und ich kann alle Seiten mehr oder weniger verstehen. Naja, manche mehr und manche weniger.
Der Einzelhandel hat schlichte Existenzangst: wenn die Geschäfte geschlossen bleiben müssen aber Ladenmieten und andere Ausgaben weiter laufen, dann droht die Insolvenz.
Die Eltern können vielfach ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen, weil sie den ganzen Tag ihre Kinder betreuen müssen und zusätzlich die Stelle des Hilfslehrers übernehmen. Das komplette Betreuungsnetz ist weggebrochen, auch die Großeltern können und sollen z.B. nicht einspringen.
Die Bildungspolitiker sorgen sich um die Abschlüsse des Jahres 2020. Die sollen stattfinden und mit den Abschlüssen der übrigen Jahre vergleichbar sein.
Die Politik im allgemeinen will Handlungsfähigkeit beweisen. Irgendetwas musste jetzt getan werden.
Der Eindruck, den die auf dieser Basis beschlossenen „Lockerungen“ in großen Teilen der Bevölkerung hinterlassen haben (so ungefähr: „Puh, zum Glück sind wir da jetzt durch.“), den halte ich für ganz gefährlich. Schon vorher waren immer genug Menschen zu beobachten, die die Abstandsregeln offensichtlich nicht auf sich bezogen hatten, aber seit Montag ist im benachbarten Park wieder Dauerparty, und die Kinder spielen zusammen im Sand — nicht auf dem Spielplatz, denn der ist ja abgesperrt, aber dann eben neben dem Sportgerüst, das außerhalb des Spielplatzes steht. Und gleich Montag musste auch in der Stuttgarter Innenstadt die Polizei einschreiten und die Schlange vor einem Schuhgeschäft auflösen.
Als erste Geste des Zurückruderns haben jetzt mehrere Bundesländer eine Maskenpflicht in öffentlichen Räumen wie Geschäften und ÖPNV eingeführt, aber ob die etwas bewirkt, darauf bin ich auch gespannt. Heute war ich zum ersten mal seit dem Beginn der Quarantänezeit wieder in der Innenstadt (ein defektes iPad zu Gravis bringen, die haben ja jetzt wieder geöffnet). Ich trug dabei natürlich eine Gesichtsmaske, doch die Zahl der übrigen beobachteten Masken lag nur knapp über null.
Aber für Trial und Error ist die Regelverzögerung (Totzeit) der Infektionsrate einfach zu groß. Wer schon einmal versucht hat, die ideale Temperatur in einem Raum einzustellen, kennt das Grundproblem — und da liegt die Totzeit unter einer Stunde (Fußbodenheizung: ein paar Stunden). Bei den Coronainfektionen wirken sich Änderungen erst nach fünf bis zehn Tagen aus.
Ich bin da eher bei Pavel Mayer (klick auf das Bild führt zum kompletten Thread):
Meiner Meinung nach haben wir viel zu früh wieder locker gelassen. Ich weiß aber, dass ich das aus privilegierter Lage schreibe, denn ich kann mit nur geringen Unbequemlichkeiten und unveränderten Einnahmen aus dem Homeoffice arbeiten, und unsere Kinder sind groß genug, um den Tag ohne unsere Dauerbespaßung durchzustehen.
Ostersonntag, der hat ja eigentlich so seine Rituale. Viele davon mussten in diesem Jahr ausfallen oder sahen anders aus. Manche auch nicht.
Wie eigentlich in jedem Jahr hatten wir am Karsamstag nachmittags Eier gefärbt und abends Osternester zusammengestellt. Versteckt oder gesucht wurden die Eier nicht mehr, weil die Kinder dafür jetzt schon ein bisschen zu alt sind (und auch der Hund wahrscheinlich schneller im Finden gewesen wäre als die Kinder).
Statt die erweiterte Familie zu treffen hatten wir heute gleich zwei Videokonferenzen: mit meiner Schwiegermutter haben wir uns per Facetime unterhalten, etwas später über Jitsi mit meinen Eltern und meinem Bruder mit Familie. Nachdem das beim ersten spontanen Versuch so wunderbar geklappt hatte, kämpften wir diesmal etwas mit der Technik — vor allem, weil mein Vater seinen Gerätepark voll ausnutzen wollte.
Da Strom und Bäche aber sowas von vom Eise befreit waren, eigentlich sogar T-Shirt-Wetter herrschte, waren wir mit dem Hund zusammen auch auf so einer Art Osterspaziergang zum Feuersee und zurück. Natürlich in der Kleinstgruppe (2 Personen plus Hund) und unter Vermeidung sämtlicher Kontakte mit anderen Leuten. Das war die meiste Zeit nicht so schwierig, denn die Straßen waren erstaunlich leer. Aber die Parks und Plätze sind nach wie vor voll, und an dem Terrassenufer des Sees war es schon fast ein Gedränge. Ich hoffe mal, dass die Feiertage nicht wieder zu einem Anstieg des Anstiegs der Coronafälle führen werden.
Am Abend habe ich dann noch ein im Rahmen meiner Möglichkeiten festliches Essen zubereitet. Es gab Lamm, Bohnen und Rosmarinkartoffeln. Vollgefressen und zufrieden ließen wir den Abend gemütlich (abgesehen von der Tatsache, dass da noch ein Blogartikel zu schreiben war) vorm Fernseher ausklingen
In der vergangenen Woche habe ich gar nichts mehr geschrieben. Aufgrund von technischen Problemen mit einer Softwarekomponente gab es an jedem Tag viel zu arbeiten, und danach konnte ich abends nur noch entweder total erschöpft rumhängen oder musste mich mit dem Schulstoff der Kinder beschäftigen. Gemeinsam mit ihnen habe ich mich durch Gotik am Beispiel des Kölner Doms (Bildende Kunst), Ver- und Überschuldungsstatistiken in Deutschland (Wirtschaftslehre), einen Aufsatz zur aktuellen Situation (Englisch) und Zeit-Ort-Diagramme (Physik) gearbeitet.
Jetzt sind endlich Osterferien. Das bedeutet, dass zumindest keine neuen Aufgaben mehr über den Zaun geworfen werden. Ein paar Fächer haben Freitag und Samstag noch Aufgaben für die Ferien geschickt, und Kind.eins hat auch noch einen Rückstau aus den letzten Wochen, aber zumindest die zweite Ferienwoche könnten beide Kinder tatsächlich frei haben.
Nach den Osterferien ist noch immer offiziell geplant, dass der Unterricht in den Schulen wieder startet, doch in den Mails, die aus den Schulen bei uns eintreffen, ist das schon vorsichtiger formuliert:
[…] Notprogramm für eine fortgesetzte Schulschließung: Ein Team um Frau F[…], Frau U[…] und Herrn M[…] versucht, für uns MicrosoftTeams einzurichten, um Online-Präsenz und Materialzusammenstellung sowie Zusammenarbeit auf der Ebene des Kollegiums wie in der Unterrichtung von Schülerinnen und Schülern für die Zeit nach Ostern vorzuplanen. Das könnte bedeuten, dass wir in bestimmten dann vorgegebenen Zeiträumen verstärkt per Chat / Audiokonferenz / Videokonferenz miteinander tagen bzw. den Schülerinnen und Schülern für Beratung und Unterricht zur Verfügung stehen. Leider weigert sich die Stadt Stuttgart als Schulträger, diese Anwendung auf schulischen PCs zur Verfügung zu stellen. Wir sind damit weiter auf private Endgeräte angewiesen […]
Im Alltag hat sich die Isolation gut durchgesetzt. Ich sehe draußen nur noch wenig Gruppenbildung, und die meist mit dem vorgegebenen Abstand. In den Geschäften haben sich die Regeln eingespielt, und die Versorgungslage pendelt sich langsam wieder ein. Mundschutzmasken werden langsam modern, aber ich habe inzwischen einige Leute gesehen, die ihre Masken als schickes neues Accessoire um den Hals trugen.
Am Freitag haben wir uns eine Pizza im vom „richtigen“ italienischen Restaurant gegönnt. Das darf seine Speisen auch nur noch zum Mitnehmen verkaufen, es war aber trotzdem eine willkommene Abwechslung zum Selberkochen.
Mir ging es in den letzten Tagen körperlich gar nicht so toll: eine Erkältung mit Bronchienproblemen macht in der aktuellen Situation einen ganz schlechten Eindruck. Da ich das Asthma aber sowieso chronisch habe, bin ich auch mit den entsprechenden Medikamenten ausgerüstet. In Nichtpandemiezeiten wäre ich damit allerdings inzwischen zum Arzt gegangen. Vielleicht ist das aber auch schon der beginnende Heuschnupfen.
Jetzt sind wir zwei Wochen größtenteils drin geblieben. Mein Arbeitgeber hat große Teile der Belegschaft in 14 Tage Blockpause geschickt und für die Zeit danach jetzt schon mal mindestens 14 Tage Kurzarbeit angekündigt. Ich bin persönlich wegen betriebswichtiger Tätigkeiten von keiner der beiden Maßnahmen betroffen.
Aber wie lang müssen wir eigentlich alle zuhause bleiben und Distanz wahren für eine flachere Kurve. Ich versuche mal eine naive Überschlagsrechnung:
Deutschland hat etwa 83 Millionen Einwohner:innen.
Ich höre immer wieder, dass etwa 50 bis 70 Prozent sich am Schluss mit dem Virus anstecken werden.
Laut Robert-Koch-Institut liegt der Anteil der Patient:innen, die Intensivmedizin benötigen zwischen 2% und 26% (ja, so genau sind die Zahlen).
Die schweren Fälle bleiben ungefähr 3 bis 6 Wochen im Krankenhaus (auch RKI).
Nach den Zahlen von coronazaehler.de sind ungefähr 6000 Intensivbetten abrufbar.
Wenn ich jetzt überall die günstigsten Zahlen wähle, dann komme ich auf mindestens 830000 schwere Fälle, von denen pro Woche 2000 bewältigt werden könnten. Die Durchinfizierung müsste also auf 415 Wochen gestreckt werden. Das sind etwas weniger als 8 Jahre.
Selbst mit der hier unberücksichtigt gelassenen Verkürzung durch eventuell gefundene Medikamente, Impfstoffe oder einen (zumindest in einem solchen Zeitraum) möglichen Ausbau der Krankenhauskapazitäten ist das eine komplett unrealistische Dauer für den aktuellen Zustand der Isolation. Irgendwo muss ich einen Denkfehler haben.
Das ist ja auch an China zu sehen. Dort wird gerade die Wirtschaft wieder hochgefahren, nachdem bei etwa 80000 Fällen die Zahl der Neuansteckungen auf nahe null reduziert werden konnte. Nun hat das Land aber eine Bevölkerung von mehr als 1 Milliarde Menschen, und die 80000 sind nicht einmal annähernd ein Anteil von 50% davon. Bestünde da nicht die Gefahr, dass der nächste Reisebus aus Ischgl (oder equivalentes Ereignis) die nächste Erkrankungswelle auslöst. Mir ist noch nicht klar, wie das funktionieren soll.
Wie lange bleibt das jetzt also so? Ich habe keine Ahnung.
(die Beiträge bekommen jetzt andere Titel, aber ich versuche weiterhin, täglich zu schreiben)
Heute war Kind.eins zum ersten mal wieder draußen (mit dem Hund spazieren gehen). Ich glaube, dass sie seitdem ausgeglichener wirkt.
Das ist auch dringend nötig, denn die Aufgabenflut aus den beiden Schulen der Kinder ebbt nicht ab.
Für die erste Woche hatte Kind.eins 29 auszudruckende Dokumente mit insgesamt etwas über 50 Seiten, zum Teil mit Verweisen auf Kapitel in den Lehrbüchern sowie zwei Filme abzuarbeiten. Für diese Woche sieht es ähnlich aus. Ich musste schon Toner nachbestellen.
Auch an Kind.zwei ging heute noch einmal per Mail die Empfehlung:
Wenn ihr z.B. Donnerstag 1/2. Std. Deutsch, 3/4. Std. Mathe und 5/6. Englisch hättet, würde ich euch empfehlen, an diesem Tag auch zunächst 90 Minuten Deutsch-Aufgaben zu machen, dann eine Pause, dann 90 Minuten Mathe-Aufgaben, Pause, und 90 Minuten Englisch-Aufgaben.
Zu einem solchen Plan sind die Kinder ohne ständige Aufsicht, sagen wir mal, schwierig anzuhalten. Erschwerend kommt hinzu, dass sie ihren Tagesrhythmus im Vergleich zu meinem um mindestens vier Stunden nach hinten geschoben haben. Während ich jetzt gleich ins Bett gehe, macht sich Kind.eins noch einen Tee während Kind.zwei an der Spielkonsole hängt.
Ich hoffe, dass wir das alle bis zu den Osterferien durchhalten.
Dies war der letzte Tag der Quarantäne für Kind.eins. Zwei Wochen* durfte sie jetzt seit dem letzten Öffnungstag ihres Gymnasiums nicht nach draußen, und wir haben sie auch innerhalb der Familie (zugegebenermaßen mit abnehmender Strenge) soweit wie möglich „abgesondert“. Sie selbst hat brav zweimal am Tag Fieber gemessen und Tagebuch über Symptome geführt, aber bis auf einen leichten Lagerkoller war nichts aufgetreten.
Also folgten wir heute der Regelung des Gesundheitsamts für das „vereinfachte Verfahren“ zur Rückmeldung aus der Quarantäne:
[… schreiben Sie am] kommenden Dienstag 24.3. (Rückmeldetag) eine kurze Mail mit Inhalt
* Name, Klasse, Schule,
* bin gesund
an diese Mailadresse:
kindergesundheit@stuttgart.de
Ab morgen darf sie — im Rahmen der inzwischen auch für alle anderen Leute geltenden Einschränkungen – das Haus wieder verlassen.
In other news: Disney+ ist seit heute verfügbar, und neben den viele angekündigten und zu erwartenden Inhalten habe ich gleich auch einige Klassiker entdeckt wie zum Beispiel:
… und Das schwarze Loch, an dem ich gleich heute Abend hängen geblieben bin. Das ist auch der Grund, warum ich heute etwas spät dran bin mit meinem Artikel.
*) Ja, ich kann auch rechnen, zwei Wochen sind eigentlich 14 Tage. Aber an den ersten beiden Tagen war die Schule schonmal geschlossen und die Kontakpersonen der Infizierten wurden noch ermittelt. Kind.eins wurde also erst in Quarantäne geschickt, als sie schon seit zwei Tagen keinen Kontakt mehr gehabt haben konnte.
Der Arbeitstag war mal wieder recht ereignislos. Homeoffice klappt recht problemlos, und unsere Projekte schreiten voran. Die Supportanfragen aus den anderen Entwicklungsteams, die für uns als Infrastrukturteam einen wichtigen Teil der Arbeit ausmachen, scheinen im Moment abgenommen zu haben. Das könnte auch daran liegen, dass ein Teil der Kollegen jetzt in „Blockpause“ (aka Zwangsurlaub) geschickt worden ist. Die Auswahl, an welchen Themen in den kommenden zwei Wochen weiter gearbeitet werden soll, und an welchen nicht, scheint mir persönlich aber recht zufällig oder willkürlich.
Nach der Arbeit habe ich mit Kind.zwei ein Arbeitsblatt zu Tonarten durchgearbeitet, für das der Musiklehrer Herr W. eigens zwei Videos aufgenommen und auf YouTube veröffentlicht hat. Damit war der Lehrstoff deutlich einfacher zu verstehen als nur mit dem Schulbuch. Das muss ich auch mal loben; danke, Herr W.!
Die Effekte des dauerhaften Zuhausebleibens machen sich langsam bemerkbar: ich bekomme zum Beispiel viel weniger Bewegung, und das wirkt sich negativ auf meine körperliche Verfassung aus.
Außerdem, und damit zusammenhängend, komme ich nicht mehr dazu, meine Podcasts zu hören. Normalerweise habe ich pro Tag etwas mehr als eine Stunde Pendelstrecke (in jede Richtung etwa 15 Minuten zu Fuß und 20 Minuten mit der S-Bahn), während der ich sonst Podcasts höre. Da diese Zeit jetzt wegfällt, hat sich schon ein ganz ordentlicher Stau gebildet. Wenigstens bleibt mir noch die Zeit beim Kochen in der Küche.
Heute ging es mir körperlich besser als gestern. In den letzten Tagen hatte mir nämlich zunehmende Atemnot Sorgen gemacht. Das ist bei mir nicht so ungewöhnlich und muss nicht gleich auf das Coronavirus hinweisen, aber auch eine Bronchitis hätte ich gerade nicht so besonders gut gebrauchen können. Stellte sich aber raus: nachdem ich gestern mein Asthmaspray mit heißem Wasser und einem Zahnstocher wieder dazu „überreden“ konnte, zu mir hin statt von mir weg zu sprühen, tat es heute auch wieder seine Wirkung. Darauf hätte ich auch früher kommen können.
Dementsprechend konnten wir heute auch wieder auf eine ordentliche Hunderunde gehen. Diesmal fanden wir den dabei durchquerten Park nicht mehr so voll vor — aber noch immer gut besucht. Die Leute scheinen sich aber jetzt wenigstens Mühe zu geben, einen Mindestabstand einzuhalten.
Die Tests der Jitsi-Installation verliefen am Nachmittag zufriedenstellend. Wir waren schon mit bis zu sechs Leuten in einem virtuellen Raum. Morgen Abend könnten wir damit vielleicht mal eine offene Kaltgetränke-Session machen (Getränke sind leider selbst mitzubringen). Dazu melde ich mich dann nochmal auf Mastodon und Twitter.
Die Effektivität der gestern verhängten Ausgangsbeschränkungen war heute schwer zu beurteilen, denn es gab schlicht Dreckswetter. Was aber nun genau der Grund einer eventuell funktionierenden Isolation ist, ist ja eigentlich auch egal.
Beim Einkaufen fielen die Umbauten im Supermarkt auf: in der Kassenschlange sind auf dem Boden Abstände markiert, und das Kassenpersonal sitzt hinter neu angebrachten Schutzscheiben aus transparentem Kunststoff. Die Regale sind bis auf wenige Ausnahmen wieder gut gefüllt, aber jetzt ist der Wein leer.
Wahrscheinlich, weil die Leute jetzt wegen der komplett geschlossenen Lokale stattdessen zuhause saufen müssen…
Die von der Schule für die Kinder zugeschickten Aufgaben reichen nicht nur von Montag bis Freitag sondern auch locker noch in das Wochenende hinein. Heute habe ich zum Beispiel mit Kind.eins zwei Stunden mit Physikaufgaben zum Thema Geschwindigkeit verbracht.
Während des Kochens rief mein ältester Freund an, den ich auch schon seit längerer Zeit nicht mehr getroffen habe. Wir verabschiedeten uns in Anlehnung an Woyzeck mit „Wir treffen uns nach Corona um 3“.
Am Abend bin ich dann wirklich mal dazu gekommen, Jitsi einzurichten. Meine Installation ist unter meet.wazong.de zu erreichen. Wahrscheinlich muss da noch das eine oder andere besser konfiguriert werden, aber ich würde mich freuen, wenn jemand das mal mit mir ausprobieren möchte.
Dann war da noch die Quizshow im Fernsehen, bei der regelmäßig eingeblendet wurde, dass die Sendung bereits am 20.02.2020 aufgezeichnet worden sei — wahrscheinlich, damit sich die Fernsehzuschauer nicht über das im Studio anwesende Publikum wundern.
Das war der Tag, an dem die Ausgangssperre kam. Nein, Moment, die Ausgangsbeschränkung. Bayern ging voran, und dann folgten in unterschiedlichen Abstufungen weitere Bundesländer.
Für Baden-Württemberg gilt die folgende Regelung:
Wollen wir mal hoffen, dass das ausreicht, um die Leute von weiteren Zusammenrottungen abzuhalten — sonst bekommen wir doch noch einen kompletten Lockdown wie in Italien.
Die Spielplätze sind jedenfalls jetzt schon abgesperrt.
Mein Tag war ähnlich wie die anderen Werktage der Woche, aber zur Abwechslung haben wir uns heute Mittag mal einen Döner geholt. So lange das noch geht…
Heute war in der Arbeit Planungstag. Der besteht typischerweise aus Review, Retrospektive und Sprintplanung. Während Review und Planung schon lange problemlos remote funktionieren, wird die Retro oft mit Post-It-Notes an Wänden durchgeführt. Dafür brauchen wir noch einen besseren Ersatz, denn während sich die virtuellen Zettel mit Mentimeter recht gut sammeln ließen, gab es dann keine Unterstützung bei der Bildung von Themenclustern oder bei der Abstimmung über diese Themencluster.
Der Arbeitgeber verkündete währenddessen einschneidendere Maßnahmen und schickt große Teile der Belegschaft ab Montag für zwei Wochen in den Zwangsurlaub. Unser Team hingegen ist als betriebswichtig eingestuft worden und bekommt in der Zeit eine Urlaubssperre.
Nach der Arbeit haben wir uns heute mit ein paar Kollegen (auch aus anderen Teams) in einer weiteren Videokonferenz getroffen und online Cards against humanity gespielt (über azala.info). Das war sehr lustig, und das werden wir wahrscheinlich demnächst nochmal machen. Zum Glück war zum Essen heute nur Ofenkäse vorgesehen, denn den konnte ich praktisch während des Spielens backen.
Nach dem Essen war ich dann noch in meinem neuen Zweitjob als Hilfslehrer tätig. Heute gab es Englischaufgaben mit Passivkonstruktionen („We were promised sea view“).
Noch ein Tag im Homeoffice. Das klappt bisher ganz hervorragend. Warum bin ich eigentlich all die Jahre ins Büro gefahren? Aufgehalten wurde ich heute nur durch mehrere Telefonkonferenzen, die genau so gut hätten E-Mails sein können. Aber irgendwie scheinen sich — anders als mein direktes Team mit ständigem Kontakt — die Vorgesetzten vom Geschehen abgehängt zu fühlen und mehrmals täglich das Bedürfnis nach Synchronisation zu verspüren.
Morgen ist Tag der Sprintplanung (mit Review und Retrospektive), und da bin ich schon gespannt, wie gut sich die mit der gemeinsamen Anwesenheit in der Abwesenheit vereinbaren lässt.
Dann ist da der Aufgabenstapel der Schule, den die Kinder, wie zu erwarten war, nicht völlig selbständig abarbeiten können. Dadurch habe ich heute mehr über die Familie der Schliefer gelernt, als ich je gedacht hatte.
Meinen Bewegungsradius habe ich in den letzten Tagen sehr stark eingeschränkt. Heute war ich bei der Packstation (Paket abholen, Hund auch gleich ausführen) und damit weiter vom Haus entfernt als bisher in dieser Woche. Dabei musste ich leider feststellen, dass die Straßen immer noch voll waren — und ärgerlicherweise auch der Spielplatz, an dem ich dabei vorbeikam. Irgendwie scheinen die Leute nicht verstehen zu wollen.
Beim monatlichen No-Spy-Orga-Treffen (diesmal im Mumble) haben wir entschieden, die für Mai angesetzte Konferenz auf … ääähm … Oktober zu verschieben.
So als Plan für das Wochenende ist mir eingefallen, dass wir(*) ja an einem der Abende mal gemeinsam was trinken könnten. Natürlich nicht an einem gemeinsamen Ort in diesen Zeiten sondern eher per Videokonferenzsystem. Ich glaube ich guck mir mal die Installationsanleitungen für Jitsi an.
Hatte ich gestern behauptet, dass unser VPN reibungslos funktioniert? Tja, heute war die Internetverbindung des Büros plötzlich weg (Providerproblem) und damit auch unsere Abteilung von einem Teil der Dienste getrennt. Nach zwei Stunden konnte das Problem aber behoben werden, und so stehen wir noch immer besser da als die Kollegen, die auf die Konzerninfrastruktur angewiesen sind. Ich hörte schon von den ersten Führungskräften, dass sie wieder ins Büro fahren wollen wegen der „Business Continuity“. Ich halte das bestenfalls für „Unvernunft“ — um nicht schlimmere Worte zu benutzen. Ansonsten gewöhne ich mich schnell ans Homeoffice, wundere mich aber, wohin denn die ganze Zeit verschwindet, die ich ja jetzt eigentlich durch die wegfallende Pendelei übrig haben müsste.
Die Kinder sind inzwischen von ihren Schulen jeweils mit einem ganzen Berg Aufgaben zugeschüttet worden. Der Drucker stand lange nicht still, und mir ist noch nicht klar, wann das alles abgearbeitet werden soll. Es werden sogar noch weitere Mails mit mehr Aufgaben erwartet. Die Begeisterung hält sich dementsprechend in Grenzen.
Als Mittel gegen den Bewegungsmangel haben die Kinder das unbewegliche Fahrrad entdeckt und sich vorgenommen, jeden Tag eine „Runde“ zu fahren. Sollte ich vielleicht auch machen…
Vom aktuellen Nachrichtengeschehen habe ich mich im Moment so gut wie abgehängt. Auch so eine Art von Social Distancing.
Heute war der erste reguläre Arbeitstag in Quarantäne. Keiner der Kollegen aus meinem Team war heute mehr im Büro, und auch der Rest der Konzerns hat — wo es ging — von zuhause aus gearbeitet. Dabei haben wir das besondere Glück, dass unsere Abteilung noch vor relativ kurzer Zeit eine Tochterfirma des jetzigen Arbeitgebers war und dadurch noch ein eigenes Netzwerk mit eigenen VPN-Verbindungen hat. So konnte ich den ganzen Arbeitstag unbehelligt von den Infrastrukturproblemen arbeiten, die andere Abteilungen heute trafen. Sogar unser Videokonferenzanbieter hielt den ganzen Tag durch, und so war der Teamspace einfach nur räumlich verteilt.
Das sind wir gewohnt, denn in meinem Team wird sowieso viel remote gearbeitet, da ein Kollege permanent in NRW, ein anderer zeitweise in Niederbayern ist. Freitags sind regelmäßig nur noch zwei von uns vor Ort im Büro — ich selbst bin meistens einer davon, denn ich mache das mit dem „mobile office“ bisher nicht so oft. In unserer Wohnung gibt es nämlich nicht genug Zimmer für ein abgetrenntes Büro, und ich sitze dann im Wohnzimmer im Weg rum und gehe meiner Frau auf die Nerven.
Nach der Arbeit meldeten dann erst NINA und kurze Zeit später die Pressekonferenz der Bundesregierung eine weitere Verschärfung der Corona-Schutzmaßnahmen, die sich ungefähr mit alles-außer-Ausgangssperren zusammenfassen lässt. Es bleibt spannend, und die Menschen bleiben leider unvernünftig.
Im Laufe des Tages trafen auch von den beiden Schulen der Kinder Aufgaben für die Zeit bis zu den Osterferien ein. Das waren jeweils Mails mit angehängten Dokumenten (zum allergrößten Teil Microsoft-Word-Dateien), die meist ausgedruckt, bearbeitet und wieder eingescannt und zurück gemailt werden sollen (hat überhaupt jede Familie die dazu notwendige technische Ausstattung?). Ein Lehrer will auch alles gesammelt nach den Osterferien kontrollieren (ich sag mal: wenn bis dahin die Schulen wieder geöffnet werden können). Unsere Aufgabe wird dabei sein, die Kinder zur Abarbeitung des ansehnliche Aufgabenstapels anzutreiben.
Draußen war ich heute übrigens bisher gar nicht. Später drehe ich aber noch eine Runde mit dem Hund.
Der dritte Tag in Quarantäne war sehr ruhig. Nur noch für die Hunderunde sind wir überhaupt aus dem Haus gegangen.
Die große Runde führte uns an mehreren Spielplätzen und Sportplätzen vorbei, die alle gut besucht waren. Die Menschen scheinen die Sache mit der Isolation noch nicht verstanden zu haben. Das wird schlussendlich noch dazu führen, dass Ausgangssperren wie in Italien oder Österreich verhängt werden müssen. Auch Spaziergänger waren viele unterwegs, aber die waren alle auffallend auf Abstand bedacht.
Nachmittags haben wir alle zusammen einen Film angesehen (Kind.eins musste dabei auf dem weit vom Sofa entfernten Sessel sitzen), der Film (Monsieur Claude 2) war aber nicht so toll.
Am Abend meldete sich dann auch die Schule von Kind.zwei mit einer Mail:
Aufgrund der Entwicklung am heutigen Sonntag und nach Rücksprache mit unserem Elternbeiratsvorsitzenden haben wir uns nach eingehender Beratung entschlossen, das schulische Angebot am Montag ersatzlos abzusagen.
Es ist nicht sinnvoll, die bereits gewonnene Zeit zur Bekämpfung der Ausbreitung des Corona-Virus durch einen Schulbetrieb mit über 500 Schülerinnen und Schülern zu unterbrechen.
Alle Schülerinnen und Schüler und alle Lehrerinnen und Lehrer bleiben ab Montag, den 16.03.2020, zu Hause.
Das halte ich für sehr vernünftig und hoffe, dass auch andere Schulen in Baden-Württemberg so entschieden haben.
Ich selbst habe das monatliche Organisationstreffen der No-Spy-Gruppe noch von einem realen Treffen zu einer Mumble-Konferenz umgewandelt. Da werden wir dann darüber reden, ob wir dieses Jahr überhaupt eine Konferenz veranstalten werden.
Wegen des gestern unfassbar vollen Supermarkts (wir standen fast eine halbe Stunde in der Kassenschlange) sind wir heute früh aufgestanden und in den Supermarkt gelaufen. Um 07:00 waren da angenehm leere Gänge und unangenehm leere Regale. Immerhin konnten wir ein paar Nudeln ergattern (gab‘s dann gleich heute Abend), aber sie hatten immer noch keine Milch (haben wir aber auch noch). Dem Drang nach Hamsterkäufen ist durch unsere kleine Küche mit entsprechenden wenig Vorratsschrank ohnehin eine natürliche Grenze gesetzt.
Solange Kind.eins nur als Kontaktperson eines COVID-19-Falls gilt und nicht selbst infiziert oder erkrankt ist, dürfen wir noch das Haus verlassen und zum Beispiel einkaufen oder mit dem Hund spazieren gehen. Sollte sie aber jetzt Symptome zeigen und dann der Virus bei ihr nachgewiesen werden, dann wären wir alle Kontaktpersonen und dürften ab da das Haus überhaupt nicht mehr verlassen. Das Schreiben des Gesundheitsamts ist da unmissverständlich und droht auch gleich Geld- oder Haftstrafen an. Deshalb sind wir heute hier im Haus die Treppen rauf und runtergelaufen, und haben schon einmal mit den Nachbarfamilien vereinbart, uns im Falle eines Falles gegenseitig die Einkäufe und auch die Hunderunden abzunehmen (im fünften Stock wohnt noch ein Hund).
Eine dreizehnjährige Pubertierende innerhalb der Familie abzusondern gestaltet sich bisher nicht so besonders schwierig. Nur beim Essen ist die zeitliche oder örtliche Trennung lästig und umständlich — naja, eigentlich gilt auch das nicht bei allen Mahlzeiten, denn zum Frühstück ist sie in den vergangenen Monaten eh nur selten erschienen.
Die ohnehin schon geschlossene Schule von Kind.eins hat heute schon eine Vorschau darauf geliefert, wie sie sich die nächsten drei Wochen bis zu den Osterferien vorstellen: die Lehrkräfte sollen den Schüler:innen der Mail Aufgaben schicken, die sollen sich dann selbständig einen Wochenplan schreiben, die Aufgaben abarbeiten, und die Ergebnisse per Mail zurückschicken. Ich bin mal sehr gespannt, wie das klappt.
Bei Kind.zwei ist die Schule ja am Montag noch geöffnet. Da sollen die Aufgaben direkt verteilt werden.
Am nächsten Wochenende wären wir in München zu einem Fest in der Verwandtschaft eingeladen gewesen. Die Bahnfahrkarte dazu hatten wir schon gekauft, und ich dachte eigentlich, wegen der Unsicherheit der Coronasituation extra für 10 € mehr einen Sparpreis (statt Supersparpreis) ausgewählt zu haben, um die Fahrt wieder stornieren zu können. Erstaunlicherweise steht auf dem Onlineticket jetzt trotzdem „Storno ausgeschlossen“. Vielleicht habe ich das auch nicht richtig gelesen. Es gibt aber im Moment auf der Bahnwebseite ein Formular, in dem aus Kulanz Karten zurückgegeben werden können, die aufgrund der Coronaepidemie nicht angetreten werden können. Da habe ich meine Fahrkarte jetzt mal eingetragen.
Seit heute sind wir in Quarantäne. Also, eigentlich betrifft die Anordnung des Gesundheitsamts nur Kind.eins, aber der Rest der Familie ist ebenfalls gebeten, nicht mehr in die Schule oder zur Arbeitsstelle zu fahren.
An der Schule hatte es mehrere COVID-19-Fälle gegeben, und eine der bestätigen Infektionsfälle war die Sportlehrerin der Klasse des Kinds. Folglich wurden alle Schülerinnen der Klasse (und weiterer Klassen inklusive ganzer Jahrgangsstufen) unter Quarantäne gestellt. Die Schule war schon seit Mittwoch vorsorglich zur Klärung der Situation geschlossen gewesen und wird das auch bis nach den Osterferien bleiben.
Das Team, in dem ich arbeite, hatte sich gestern schon vorher entschieden, dass wir alle bis auf weiteres von zuhause aus arbeiten wollen. Das war gestern noch auf kritische Nachfragen aus den Führungsetagen gestoßen, heute allerdings kam vom Arbeitgeber die Anweisung, dass ab Montag alle Mitarbeiter:innen, bei denen das möglich ist, ins sogenannte „mobile office“ wechseln sollen.
Am frühen Nachmittag wurden dann durch die Baden-Württembergische Landesregierung verkündet, dass ab Dienstag (!) auch alle anderen Schulen vorerst geschlossen werden (keine Ahnung, wer auf die völlig bescheuerte Idee kam, die Schüler am Montag noch einmal in die Schule zu schicken, damit sie sich Instruktionen und/oder Hausaufgaben für die nächsten Wochen abholen können). Das öffentliche Leben wurde durch die Schließung aller Theater, Kinos, Bars, Museen, Bäder, … schon kurz zuvor größtenteils auf Eis gelegt.
Eigentlich haben wir mit unserer Familie schließlich doch nur ein bis drei Tage Vorsprung vor vergleichbaren Familien (mit Daimler-Mitarbeitern und Schulkindern) — wäre da nicht die „häusliche Isolation“, die für das Gesundheitsamt deutlich darüber hinausgeht, dass das Kind einfach zuhause bleibt. Vielmehr stellt sich das so dar:
Bitte befolgen Sie folgende Maßnahmen:
Häusliche Absonderung
Generell im Haushalt nach Möglichkeit zeitliche und räumliche Trennung zu anderen Mitbewohnern.
Eine „zeitliche Trennung“ kann z.B. dadurch erfolgen, dass die Mahlzeiten nicht gemeinsam, sondern nacheinander eingenommen werden.
Eine räumliche Trennung kann z.B. dadurch erfolgen, dass sich die Kontaktpersonen in einem anderen Raum als die anderen Haushaltsmitglieder aufhält.
Häufiges Händewaschen, Einhaltung einer Hustenetikette.
Gesundheitsüberwachung bis zum 14. Tag nach dem letzten Kontakt mit dem bestätigten COVID-19-Fall auf folgende Weise:
Zweimal täglich Messen der Körpertemperatur durch die Kontaktperson selbst.
Führen eines Tagebuchs durch die Kontaktperson selbst bezüglich Symptomen, Körpertemperatur, allgemeinen Aktivitäten und Kontakten zu weiteren Personen.
Wie sich das so im Alltag anfühlt, darüber berichte ich in den nächsten Tagen weiter.