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Bitte warten Sie, während das Land neu gestartet wird

Wir sind also in der lang ersehnten Woche nach den Osterferien, der Woche, die „endlich“ die Lockerungen der Beschränkungen des Lebens bringen sollte. Die Nerven liegen auf allen Seiten blank, und ich kann alle Seiten mehr oder weniger verstehen. Naja, manche mehr und manche weniger.

  • Der Einzelhandel hat schlichte Existenzangst: wenn die Geschäfte geschlossen bleiben müssen aber Ladenmieten und andere Ausgaben weiter laufen, dann droht die Insolvenz.
  • Die Eltern können vielfach ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen, weil sie den ganzen Tag ihre Kinder betreuen müssen und zusätzlich die Stelle des Hilfslehrers übernehmen. Das komplette Betreuungsnetz ist weggebrochen, auch die Großeltern können und sollen z.B. nicht einspringen.
  • Die Bildungspolitiker sorgen sich um die Abschlüsse des Jahres 2020. Die sollen stattfinden und mit den Abschlüssen der übrigen Jahre vergleichbar sein.
  • Die Politik im allgemeinen will Handlungsfähigkeit beweisen. Irgendetwas musste jetzt getan werden.

Der Eindruck, den die auf dieser Basis beschlossenen „Lockerungen“ in großen Teilen der Bevölkerung hinterlassen haben (so ungefähr: „Puh, zum Glück sind wir da jetzt durch.“), den halte ich für ganz gefährlich. Schon vorher waren immer genug Menschen zu beobachten, die die Abstandsregeln offensichtlich nicht auf sich bezogen hatten, aber seit Montag ist im benachbarten Park wieder Dauerparty, und die Kinder spielen zusammen im Sand — nicht auf dem Spielplatz, denn der ist ja abgesperrt, aber dann eben neben dem Sportgerüst, das außerhalb des Spielplatzes steht. Und gleich Montag musste auch in der Stuttgarter Innenstadt die Polizei einschreiten und die Schlange vor einem Schuhgeschäft auflösen.

Als erste Geste des Zurückruderns haben jetzt mehrere Bundesländer eine Maskenpflicht in öffentlichen Räumen wie Geschäften und ÖPNV eingeführt, aber ob die etwas bewirkt, darauf bin ich auch gespannt. Heute war ich zum ersten mal seit dem Beginn der Quarantänezeit wieder in der Innenstadt (ein defektes iPad zu Gravis bringen, die haben ja jetzt wieder geöffnet). Ich trug dabei natürlich eine Gesichtsmaske, doch die Zahl der übrigen beobachteten Masken lag nur knapp über null.

Aber für Trial und Error ist die Regelverzögerung (Totzeit) der Infektionsrate einfach zu groß. Wer schon einmal versucht hat, die ideale Temperatur in einem Raum einzustellen, kennt das Grundproblem — und da liegt die Totzeit unter einer Stunde (Fußbodenheizung: ein paar Stunden). Bei den Coronainfektionen wirken sich Änderungen erst nach fünf bis zehn Tagen aus.

Ich bin da eher bei Pavel Mayer (klick auf das Bild führt zum kompletten Thread):

Meiner Meinung nach haben wir viel zu früh wieder locker gelassen. Ich weiß aber, dass ich das aus privilegierter Lage schreibe, denn ich kann mit nur geringen Unbequemlichkeiten und unveränderten Einnahmen aus dem Homeoffice arbeiten, und unsere Kinder sind groß genug, um den Tag ohne unsere Dauerbespaßung durchzustehen.