Natürlich hatten wir heute ein Handtuch dabei. Wir haben’s sogar benutzt 😉 :
Don’t Panic.
Kinder haben ein Recht auf Eltern, die Luftgitarre spielen.
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Toll, wenn man sich so sehr über eine neu erworbene Fähigkeit freuen kann.
Das Wochenende haben Frau und Kind größtenteils im Krankenhaus verbracht — keine Angst, war eher falscher Alarm: für den Samstag hatten wir uns aufgeteilt, da Susanne (mit Kind) zu Ihrem Bruder nach München gefahren war (Geburtstagsfeier), während ich den schon viel länger festgelegten Termin unseres kleinen Kochkreises nicht absagen wollte (es wurde sogar der kleinstmögliche Kochkreis, denn außer der Gastgeberin hatte nur ich nicht abgesagt).
Als ich gerade wieder in unsere Straße und die Parkplatzsuche einbog, da klong das Mobiltelefon und ich hörte eine verwirrende Geschichte über schreiendes Kind, Fieber und Krämpfe. Da ich erst hätte einen Parkplatz suchen und den Kindersitz holen müssen — bevor ich hätte zum Bahnhof fahren und die zwei abholen können — verinbarten wir, uns erstmal zuHause zu treffen.
Die Kleine weinte tatsächlich fast die ganze Zeit und fühlte sich auch sehr heiß an. Beunruhigt liefen wir zum Olgahospital (praktisch, so ein Kinderkrankenhaus in der Nachbarschaft). Nach etwa 3,5 Stunden und ungefähr viermal derselben Untersuchung (da sind erstaunlich viele Ärzte nachts) wurden Mutter und Kind zur Beobachtung dabehalten (Beobachtung nur für das Kind). Wahrscheinlich nur ein Fieberkranpf, man wolle aber lieber noch ein EEG machen, und das gehe erst am Montag wieder…
Als ich alle am nächsten Tag besuchte, da jammerte das Kind noch viel — das lag aber wohl eher an der Kombination aus Fieber, dem langweiligen Krankenhaus und den Kabel- und Schlauchanschlüssen an Hand und Fuß. Heute wurde sie wieder entlassen („da ist nichts“).
Aber lieber einmal zuviel geprüft als einmal zuwenig…
Daß meine Frau eine Vollmacht von mir braucht, um das gemeinsame Kind in ihren Reisepaß eintragen zu lassen ist verständlich (Entführung und so). Warum kann sie mich dann aber völlig ohne Vollmacht von einem Wohnort zum anderen ummelden?
Heute wird die Kleine ein Jahr alt (gefeiert wird erst morgen, da Mutter und Kind in Grafing bei München sind, ich aber erst heute Abend hinterherfahre).
Unter anderem habe ich die folgenden Dinge gelernt:
Und ich lerne weiter…
Seit die Kleine ordentlich krabbeln kann bewegt sie sich erstaunlich schnell von einem Ende des Zimmers zum anderen. Dabei hat sie natürlich sofort eine Vorliebe für die falschen Ecken entwickelt: erstens muß man höllisch aufpassen, nicht an einer völlig unerwarteten Stelle über’s Kind zu stolpern — zweitens zerlegt sie, wenn ich sie da nicht alle paar Minuten wieder wegtrage, mit Hingabe die noch fliegend verdrahtete Kommunikationszentrale. Falls ich also mal nicht per Telefon erreichbar……
(bis sie auch noch mit Laufen anfängt muß die Wohnung unbedingt kindersicher sein.)
Die letzten Tage fühlte ich mich leicht grippig. Gestern Abend war Susanne von Migräne geplagt, drum mußte ich mich allein um die Kleine kümmern. Das mag sie überhaupt nicht (wie entwöhnt man ein Mamakind?), und deshalb schrie sie insgesamt eine Dreiviertelstunde nicht (den Rest des Abends bis 01:00 aber schon).
Als ich ins Bett ging sah ich bunte Bilder vor meinen Augen tanzen. Jetzt dröhnt es nur noch hohl (wie klingt eigentlich eine Aspirintablette?).
Damit die Kleine nicht ganz ohne bayerische Einflüsse aufwächst:
(damit wäre übrigens auch diese Frage geklärt:
Spannenlanger Hansl, nudldicke Dirn, gehn ma in den Garten, schüttln mir de Birn. Schüttlst du de Grossn, schüttl i de Kloan, wenn as Sackerl voi is, gehn ma wieder hoam, juhee, gehn ma wieder hoam!
)
Was machte der Spannenlange Hansel nochmal mit der Nudeldicken Dirn (also nachdem sie in den Garten gegangen waren und die Birn geschüttelt hatten)?
Simone schreit. Gern, viel, ich weiß nicht warum. Sie schläft zu wenig, ihr wird langweilig, sie vermißt ihre Mutter (und zwar sobald die aus dem Raum geht). Wenn sie mal schläft, dann schläft sie auch lange (die Experten streiten, ob man das „Durchschlafen“ nennen darf).
Früher hatte ich nie Kopfschmerzen, inzwischen ist es zwei- bis dreimal pro Woche. Daran muß ich mich wohl gewöhnen.
Man sagt immer, das erste Kind sei pflegeleicht und das zweite kompliziert. Noch komplizierter? Ich habe folgende Theorie: die Wahrscheinlichkeit, daß ein Paar sich für ein zweites Kind entschließt, wenn das erste Kind völlig unproblematisch in der Handhabung („Wo hab‘ ich blos die Bedienungsanleitung?“) ist, ist einfach viel größer — deshalb sind viele der potentiellen komplizierteren älteren Geschwister dann doch Einzelkinder geblieben.
War das irgendwie klar? Mir auch nicht richtig.
Die Krabbeldecke mit Klingelball zum anstaunen an einem Gestell kam mit der folgenden Bedienungsanleitung:
1. Die Rundbögen dürfen nicht zum Tragen benutzt werden
2. Sobald das Kind anfängt zu krabbein oder sich aufzurichten, ist der Spielbogen zu entfemen und nur die abnehmbaren Splelfiguren/-aktivitaten durfen dem kind dann lose zum Spielen gegeben werden.
2a. Durch die Spieluhr besteht Verletzungsgefahr. Diese ist ebenfalls zu entfemen.
3. Um ein Einkliermen der Finger in den Befestigungslaschen bei abgenommenen Rundbogen zu verhindem, sollten die Einsteckieschen abgeschnitten werden, wenn die Erlebnisdecke pur noch als Krabbeldecke dient.
Ich werde versuchen, mich daran zu halten (?).
Ach ja, auf die Taufe wollte ich noch zurückkommen. Normalerweise möchte ich diese Seiten ja nicht mit Kinderbildern zupflastern und damit alle potentiellen Leser vergraulen (nur manchmal), aber wenn sich dann mal was besonderes tut, dann ist die ganze Veranstaltung hier doch zuvorderst mein Tagebuch.
Am vorletzten Wochenende haben wir unsere kleine Tochter also taufen lassen — und zwar in Grafing, wo unsere Eltern wohnen, in der Gemeinde, in der Susanne und ich auch zur Erstkommunion gegangen und gefirmt worden sind (das allerdings alles noch mit dem vorherigen Pfarrer). Um hier nicht in die Kategorie St. Bürokratius abzurutschen will ich mal nicht darauf eingehen, welche Verrenkungen dafür nötig waren, diesen Ort statt Stuttgart zu erwählen.
Der Tag der Taufe war leider einer der ersten Tage mit richtig schlechtem Herbstwetter (aber was erwartet man auch im November). Außerdem scheint Simone seit kurzem — recht früh für ihr Alter — die Gesichter der Leute um sie herum unterscheiden zu können, weshalb sie jetzt bei jeder Sichtung fremder Leute (das sind alle, die in den letzten paar Stunden nicht da waren) lauthals zu schreien und sich bei ihrer Mutter zu verstecken beginnt. Die Chancen auf einen fröhlichen Täufling waren also gering. Pfarrer Schlicker nahm’s mit Humor und führte auch sonst gut und locker durch die Zeremonie….
…schließlich sind wir zum einen in Sachen Taufen noch Anfänger, zum Anderen ist eine Taufe ja auch kein trauriger Anlaß. Besonders nett: angesichts der kleinen Taufgemeinde mußte bei den Fürbitten jeder seinen persönlichen Heiligen anrufen („Heiliger $VORNAME, bitte für uns!“).
Mit gemeinsamer Anstrengung schubsten wir die Kleine also trotz Protest doch noch in die Gemeinschaft der Christen.
…was für ein Glück.
Aus verständlichen Gründen bekommen wir im Moment eine Menge Pakete mit Kindersachen von allen Verwandten (Danke übrigens). Ein Paket hat mich dann doch erstaunt: von meiner Cousine Iris erhielten wir eine Kinderdecke, die mir sehr bekannt vorkam. Ein Blick ins Fotoalbum:
Babydecke, jetzt
Ich, 1975
Die Decke hatte meine Mutter vor meiner Geburt selbst gehäkelt, jetzt ist sie wieder da.
Wir haben heute versucht, Kindergeld zu beantragen (eine Broschüre tat Kund, daß man im Geburtsjahr des Kinds immer Kindergeld erhält, später dann das Finanzamt bechließt, ob Kindergeld oder Kinderfreibetrag günstiger ist). Für Kindergeld ist das Ex-Arbeitsamt zuständig. Susanne hatte irgendwann während der Schwangerschaft einen entsprechenden Antrag mal aus dem Jobcenter der Arbeitsagentur, daß sich im gleichen Gebäude wie das Bürgerbüro befindet, mitgebracht. Dort — so dachten wir — bringen wir das Ding am besten ausgefüllt wieder hin. Weit gefehlt: natürlich mußten wir erst einmal eine Nummer ziehen (genauer: eine Nummer von der Kinokartenrolle an der Türklinke abreißen) und eine Stunde auf den Aufruf dieser Nummer warten. Dann aber erklärte man uns, daß dies ein Jobcenter sei, das zwar schon mit der Arbeitsagentur zu tun habe, aber dann doch wieder nicht richtig. Jedenfalls könne man diesen Antrag nicht entgegennehmen, und man wisse auch nicht, welche Stelle das denn genau könne und wann die wohl göffnet habe. Die Stelle befinde sich aber ziemlich sicher in einem der drei Gebäude der Zentrale der Arbeitsagentur Stuttgart.
Jetzt ist es geschafft: im „zweiten Versuch“ ist unsere Tochter auf die Welt gekommen. Viele Leute hatten vorher schon gesagt: „…wartet mal auf das nächste Gewitter…“, und sie hatten recht: nach einem kurzen aber heftigen Gewitterwolkenbruch änderten sich die Wehen so, daß Susanne doch lieber ins Krankenhaus fahren wollte.
Dort wurde sie dann erstmal wieder an den Wehenschreiber gehängt. So ein CTG klingt wie ein galoppierendes Pferd, weil es auf einem Lautsprecher die Herztöne des Kinds wieder ausgibt (ich glaube, daß es sich streng genommen nicht um Töne handelt, sondern um hörbar gemachte Bewegungen, die mit Ultraschall gemessen werden).
Nach einer Dreiviertelstunde kam dann eine Hebamme zur Untersuchung vorbei: „Die Fruchtblase wölbt sich schon ein Stück hervor“ … und platsch: Blasensprung — das heißt: so einfach ist das ganze Zeug, das rund um die Geburt herum so rausläuft, wohl nicht auseinanderzuhalten, denn um wirklich sicherzugehen wurde erstmal eine Probe genommen und mit einer Zauberreagenz untersucht, mit der man Fruchtwasser grün färben kann. Danach war klar, daß wir nicht noch einmal nach Hause fahren werden (jedenfalls nicht vor der Geburt).
Nachdem wir die Reisetasche aus dem Auto geholt hatten wurden wir in den „Entspannungsraum“ gebeten. Von Entspannung konnte allerdings nicht die Rede sein: die Wehen wurden jetzt stärker, und kurze Zeit später wünschte Susanne sich Schmerzmittel. Diese werden während der Geburt über einen Tropf verabreicht, und gleichzeitig wird das Wohlergehen des Kinds überwacht. Deshalb kamen wir jetzt in einen Kreißsaal, und der Wehenschreiber wurde wieder angeschlossen.
Wieder einige Stunden und etliche Wehen später — zwischendurch wurde immer mal wieder der Muttermund kontrolliert und dem Tropf noch was krampflösendes hinzugefügt — waren die Schmerzen dann wieder unerträglich (und ich fast taub, weil Susanne — wie im Geburtsvorbereitungskurs gelernt — sich die Schmerzen mit einem langen und lauten Aaaaaaa erträglich machte). Da hilft nur noch PDA (nein, nicht so einer, sondern so eine). Eine Anästhesistin kam und legte einen Katheter in die Wirbelsäule (ich bekomme sofort Rückenschmerzen, wenn ich nur daran denke). Darüber wurde dann Schmerzmittel eingeleitet, was das Wehenschmerzenproblem für den größten Teil der restlichen Zeit beseitigte. Mittlerweile war es tief in der Nacht, der Schmerzmitteltropf (jetzt ja unnötig) wurde durch wehenfördernde Mittel ersetzt. In der Morgendämmerung war der Muttermund eigentlich ganz geöffnet, das Kind ließ aber auf sich warten.
Nach dem Schichtwechsel der Hebammen wurde festgestellt: das paßt so wohl nicht durch’s Becken, da muß geholfen werden. Erstmal wurde PDA wieder ausgeschaltet, damit die Wehen wieder zu spüren sind. Dann kamen etwa 5 Leute, um an den verschiedenen Enden des Betts pressen (oder ziehen) zu helfen. Um dem Kopf den richtigen Weg durch das Becken zu zeigen griff man zur Saugglocke — die übrige Alternative wäre nur noch ein Kaiserschnitt gewesen — weniger um zu ziehen, sondern eher um rauf- und runterzuwackeln wie bei einer verklemmten Schublade. Die geballte Personalstärke degradierte mich nun zu einem Zuschauer, und ich versuchte, möglichst wenig im Weg zu stehen.
Der Rest ging dann ganz schnell. Um kurz nach 9 war Simone da — 3800g schwer und 52cm groß.
Die Kreißsaalbelegschaft im Klinikum Bad Cannstatt soll an dieser Stelle nochmal ausdrücklich gelobt sein.
…und ich gehe heute früh schlafen.
Heute morgen haben wir einen Ausflug zum Klinikum Bad Cannstatt gemacht. Dort haben wir uns einen Papierstau in einem Wehenschreiber angesehen und sind 2 Stunden durch den Park gelaufen. Sonst war noch nichts — vielleicht später.