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Unser eigener Lockdown

Heute fand auf Anregung des Bundespräsidenten eine Art Trauerfeier statt für die bisher über 80000 Toten, die die immer noch andauernde Corona-Pandemie inzwischen in Deutschland gefordert hat. Begleitet wurde das von der Bitte, Kerzen in die Fenster zu stellen um der Toten zu gedenken.

Selten habe ich mich von der Politik so wenig ernst genommen gefühlt.

Wie wahrscheinlich auch viele andere warte ich nämlich darauf, dass etwas gegen die weiterhin ansteigenden Infektionszahlen unternommen wird. Denn seit in den ersten Märzwochen ohne für mich nachvollziehbaren Grund mit Öffnungsdiskussionen begonnen wurde, gehen die Zahlen eigentlich nur noch nach oben. Aber die Konferenz aus Bundeskanzlerin und Ministerpräsident:innen, die sich vorher um die Richtung der Maßnahmen gekümmert hat, kann sich auf keine gemeinsame Linie mehr einigen (wir erinnern uns an die fehlgeschlagene „Osterruhe“), und der parlamentarische Weg, der nun stattdessen beschritten wird, dauert quälend lang.

Außerdem wird das, worauf sie sich wohl einigen werden, nach meiner Einschätzung keine Änderung der Situation herbeiführen, denn es beinhaltet mit der „Notbremse“ ab einer 7-Tage-Inzidenz von 100 noch immer hauptsächlich Einschränkungen privater Kontakte (z.B. Ausgangssperren zwischen 21:00 und 05:00, weil sich die Menschen bekanntlich nachts draußen anstecken) und versucht dabei Büros und Industroe so weit wie möglich zu schonen. Schulen aber sollen erst bei völlig unverantwortlichen Inzidenzwerten von 200 geschlossen werden.

Währenddessen steigen die Zahlen weiter. Hier unterhalte ich jeweils auf Mastodon und Twitter seit dem 20. März einen Thread, in dem ich die aktuellen Werte für Deutschland, Baden-Württemberg und Stuttgart beobachte.

Meine persönliche Situation sieht zum Glück so aus, dass ich nach wie vor nur im Homeoffice arbeite und wir uns auch sonst gut vom Kontakt mit anderen Menschen fernhalten können. Das sorgte zwar jetzt schon für das zweite Ostern ohne andere Teile der Familie zu treffen, und statt an eine Reise auch ur zu denken, haben wir die Osterferien dazu verwendet, einige Wände in der Wohnung neu zu streichen.

Nach den Osterferien begannen die Schulen in Baden-Württemberg erst einmal wieder mit einer Woche Fernunterricht und wollten eigentlich ab morgen wieder in den Wechselunterricht … äääh … wechseln. Wir bekamen neue Stundenpläne zugeshsickt, und die Klassen der Kinder wurden in Gruppen eingeteilt. Es zeichnete sich aber schon am Ende der letzten Woche ab, dass die für die Testpflicht vorgesehenen Schnelltests noch nicht bei allen Schulen angekommen waren, und das die oben erwähnte 200er-Grenze in Stuttgart schon am Wochenende gerissen werden könnte. Dementsprechend erreichten uns im Laufe des Wochenendes auch nacheinander Mails von beiden Schulen, die den Präsenzunterricht erst einmal wieder absagten. Diese Mails klingen aber nach wie vor so, als könnte es jeden Moment wieder losgehen:


Wenn die 7-Tages Inzidenz nicht wie erwartet für drei Tage über 200 steigt und wir bis dahin ausreichend mit Testkits versorgt wurden, werden wir zur Mitte der Woche in den Wechselunterricht einsteigen. Ich hoffe, dass ich Sie zu Beginn der Woche darüber informieren kann.

Deshalb haben wir jetzt einen eigenen Lockdown beschlossen: solange die 7-Tage-Inzidenz in Stuttgart nicht wieder deutlich unter 100 fällt (und eigentlich ist auch das noch zu hoch), werden die Kinder nicht wieder in den Präsenzunterricht gehen.

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Vom Home-Schooling zur Onlineschule und zurück

Seit heute geht Kind.zwei wieder in die Schule, also richtig in das Gebäude. Aber erstmal nur für vier Tage, dann ist wieder Pause für zwei Wochen. Kind.eins fängt erst nächste Woche wieder an, hat dann aber einen zwei-Wochen-Rhythmus. Das alles gehört zu dem Plan, alle Schüler:innen in Baden-Württemberg in diesem Schuljahr noch einmal in die Schule zu schicken. Dieser Plan ersetzt beziehungsweise unterbricht die Routine der Onlineschule, die sich zwischen den Osterferien und den Pfingstferien eingespielt hatte.

Wie die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts wurde auch diese Phase an den beiden Schulen unserer Kinder sehr unterschiedlich gehandhabt.

Das (künstlerische) Gymnasium, das Kind.eins besucht, hatte die Osterferien genutzt, um auf Initiative (und wohl auch mit einigem zusätzlichen Einsatz) einiger Lehrkräfte für alle Schüler:innen Microsoft Teams einzurichten und darauf einen Onlineunterricht organisiert, der sich grob am Stundenplan orientierte. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten (die Lehrkräfte mussten zum Beispiel erst lernen, dass ihr Unterricht nur eine geringe Teilnahme hat, wenn sie ihn erst fünf Minuten vor Beginn in den Kalender eintragen) klappte das in den meisten Fächern ganz gut.

Bei Kind.zwei hingegen, eigentlich an einem Mathematik-Informatik-orientierten Gymnasium, hat nur die Deustschlehrerin zweimal Wöchentlich zur Videokonferenz auf Blizz eingeladen. Alle anderen Fächer stellten neue Lerninhalte und Aufgaben weiterhin in der sogenannten Homeoffice-Plattform zum Herunterladen zur Verfügung.

Die Qualität dieser Aufgaben hatte eine recht große Bandbreite: während der Musiklehrer nach wie vor mit eigenen YouTube-Videos und Links zu Online-Sequenzern zum Herumexperimentieren punktete, bereitete der Englischlehrer immerhin ein Vokabelquiz auf einer Lernplattform vor:

Screenshot eines Hangman-Spiels auf Learningapps.org

In Mathematik beschränkte sich der Unterricht hingegen auf solche Aufgabenblätter:

Für den Zeitraum 27.05-29.05.2020 solltet ihr folgende Aufgaben machen:

Thema: Rauminhalte messen
1.) Im Buch S. 173 ganz gründlich durchlesen, verstehen und den blauen Kasten ins Heft übertragen.
2.) S. 173/ Beispiel 1 und 2 durchlesen und verstehen

Übungsaufgaben:
S. 173/ Aufgabe 1
S. 174/ Aufgaben 2 bis 5, jeweils ganz
S. 175/ Aufgabe 6 bis 10, jeweils ganz

Für Freiwillige:
S. 175/ Aufgaben 12 und 13

… und die kopierten Musterlösungen für die Aufgaben.

Gleichzeitig tauchten mehr und mehr Aufgaben auf, für die nach draußen hätte gegangen werden müssen. Das begann mit „spielt Volleyball in Eurem Garten“ (welcher Garten?) und eskalierte zuletzt zu einer kompletten Anleitung, für den Kunstunterricht mit dem Wasserfarbkasten in die Natur zu ziehen und dort Pflanzen abzumalen (wir besorgten eine Topfpflanze).

Insgesamt hatte sich die Schule aber zwischen den Ferien gerade wieder gut eingependelt (im Gegensatz zu vor den Osterferien auch das zu bewältigende Pensum betreffend), darum bin ich nicht sicher, dass die Wiedereinführung des Schulgebäudes wirklich irgendwelche Vorteile bietet. Schließlich enthält der Präsenzunterricht auch nicht alle Schulfächer, und für die übrigen Fächer sind zum Teil bereits neue Aufgaben für Kind.zwei auf der Plattform aufgetaucht. Wann er die allerdings machen soll, ist mir noch nicht ganz klar.

Es gibt natürlich Familien, die es mit der Heim- und Onlineschule nicht so leicht hatten wie wir, aber ich sehe auch nicht so richtig, wie denen mit zwei oder drei weiteren unvollständigen Unterrichtswochen vor den Sommerferien geholfen werden soll. Im Zweifelsfall müssen auch die jetzt ihre bisherige Organisation wochenweise umwerfen und neu aufbauen.

Es bleibt spannend.

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Update (Homeschooling, Isolation, Erkältung)

In der vergangenen Woche habe ich gar nichts mehr geschrieben. Aufgrund von technischen Problemen mit einer Softwarekomponente gab es an jedem Tag viel zu arbeiten, und danach konnte ich abends nur noch entweder total erschöpft rumhängen oder musste mich mit dem Schulstoff der Kinder beschäftigen. Gemeinsam mit ihnen habe ich mich durch Gotik am Beispiel des Kölner Doms (Bildende Kunst), Ver- und Überschuldungsstatistiken in Deutschland (Wirtschaftslehre), einen Aufsatz zur aktuellen Situation (Englisch) und Zeit-Ort-Diagramme (Physik) gearbeitet.

Jetzt sind endlich Osterferien. Das bedeutet, dass zumindest keine neuen Aufgaben mehr über den Zaun geworfen werden. Ein paar Fächer haben Freitag und Samstag noch Aufgaben für die Ferien geschickt, und Kind.eins hat auch noch einen Rückstau aus den letzten Wochen, aber zumindest die zweite Ferienwoche könnten beide Kinder tatsächlich frei haben.

Nach den Osterferien ist noch immer offiziell geplant, dass der Unterricht in den Schulen wieder startet, doch in den Mails, die aus den Schulen bei uns eintreffen, ist das schon vorsichtiger formuliert:

[…]
Notprogramm für eine fortgesetzte Schulschließung:
Ein Team um Frau F[…], Frau U[…] und Herrn M[…] versucht, für uns MicrosoftTeams einzurichten, um Online-Präsenz und Materialzusammenstellung sowie Zusammenarbeit auf der Ebene des Kollegiums wie in der Unterrichtung von Schülerinnen und Schülern für die Zeit nach Ostern vorzuplanen. Das könnte bedeuten, dass wir in bestimmten dann vorgegebenen Zeiträumen verstärkt per Chat / Audiokonferenz / Videokonferenz miteinander tagen bzw. den Schülerinnen und Schülern für Beratung und Unterricht zur Verfügung stehen. Leider weigert sich die Stadt Stuttgart als Schulträger, diese Anwendung auf schulischen PCs zur Verfügung zu stellen. Wir sind damit weiter auf private Endgeräte angewiesen
[…]

Im Alltag hat sich die Isolation gut durchgesetzt. Ich sehe draußen nur noch wenig Gruppenbildung, und die meist mit dem vorgegebenen Abstand. In den Geschäften haben sich die Regeln eingespielt, und die Versorgungslage pendelt sich langsam wieder ein. Mundschutzmasken werden langsam modern, aber ich habe inzwischen einige Leute gesehen, die ihre Masken als schickes neues Accessoire um den Hals trugen.

Am Freitag haben wir uns eine Pizza im vom „richtigen“ italienischen Restaurant gegönnt. Das darf seine Speisen auch nur noch zum Mitnehmen verkaufen, es war aber trotzdem eine willkommene Abwechslung zum Selberkochen.

Mir ging es in den letzten Tagen körperlich gar nicht so toll: eine Erkältung mit Bronchienproblemen macht in der aktuellen Situation einen ganz schlechten Eindruck. Da ich das Asthma aber sowieso chronisch habe, bin ich auch mit den entsprechenden Medikamenten ausgerüstet. In Nichtpandemiezeiten wäre ich damit allerdings inzwischen zum Arzt gegangen. Vielleicht ist das aber auch schon der beginnende Heuschnupfen.

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Schule im Homeoffice

(die Beiträge bekommen jetzt andere Titel, aber ich versuche weiterhin, täglich zu schreiben)

Heute war Kind.eins zum ersten mal wieder draußen (mit dem Hund spazieren gehen). Ich glaube, dass sie seitdem ausgeglichener wirkt.

Das ist auch dringend nötig, denn die Aufgabenflut aus den beiden Schulen der Kinder ebbt nicht ab.

Für die erste Woche hatte Kind.eins 29 auszudruckende Dokumente mit insgesamt etwas über 50 Seiten, zum Teil mit Verweisen auf Kapitel in den Lehrbüchern sowie zwei Filme abzuarbeiten. Für diese Woche sieht es ähnlich aus. Ich musste schon Toner nachbestellen.

Die Ordnerstruktur haben wir selbst angelegt. Die Aufgaben kommen per Mail.

Auch an Kind.zwei ging heute noch einmal per Mail die Empfehlung:

Wenn ihr z.B. Donnerstag 1/2. Std. Deutsch, 3/4. Std. Mathe und 5/6. Englisch hättet, würde ich euch empfehlen, an diesem Tag auch zunächst 90 Minuten Deutsch-Aufgaben zu machen, dann eine Pause, dann 90 Minuten Mathe-Aufgaben, Pause, und 90 Minuten Englisch-Aufgaben.

Zu einem solchen Plan sind die Kinder ohne ständige Aufsicht, sagen wir mal, schwierig anzuhalten. Erschwerend kommt hinzu, dass sie ihren Tagesrhythmus im Vergleich zu meinem um mindestens vier Stunden nach hinten geschoben haben. Während ich jetzt gleich ins Bett gehe, macht sich Kind.eins noch einen Tee während Kind.zwei an der Spielkonsole hängt.

Ich hoffe, dass wir das alle bis zu den Osterferien durchhalten.

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Dann haben wir ja noch Zeit. h…

Dann haben wir ja noch Zeit. instagr.am/p/W3iVLPJfjr/  #

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Wenn sich der Amtsschimmel selbst in den Schwanz beißt

Unsere Große ist jetzt bald ein Schulkind. Im Gegensatz zu allen anderen gleichaltrigen Kindern aus ihrer Kindergartengruppe wird sie in die Schwabschule gehen. Wir wohnen eben auf der anderen Straßenseite.

Deshalb hatten wir im März einen Umschulungsantrag gestellt. Außerdem bot die Schwabschule in der Vergangenheit keine (Nach-)Mittagsbetreuung an, was ein weiterer Grund war, den wir auch angegeben haben.

Die Vogelsangschule, zu der wir Simone stattdessen schicken wollten, ist in diesem Schuljahr hoffnungslos überfüllt, so dass dort — von den ohnehin im Sprengel wohnenden Kindern abgesehen — nur die kleineren Geschwister bereits existierender Schüler aufgenommen wurden. Alle anderen Umschulungsanträge wurden abgelehnt. Unserer auch, wie man uns letzte Woche per Brief mitteilte.

Eigentlich ist das nicht so schlimm, denn an der Schwabschule wird es weniger und kleinere Klassen geben, und eine Mittagsbetreuung gibt es dort inzwischen auch (das wurde zwar nicht angeführt, wird aber auch einer der Gründe für die Ablehnungen gewesen sein). Dummerweise ist die Anmeldefrist für diese Betreuung schon im Mai abgelaufen — als wir noch gar nicht wussten, dass wir überhaupt eine Teilnehmerin anzumelden haben.

In der Schwabschule sieht man ein, dass das eine doofe Situation ist, und wir sind auch nicht die einzigen Betroffenen, eine Lösung hat man im Moment aber noch nicht.

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Das iPad in der Schule und der Fluch der frühen Geburt

Das iPad in der Schule und der Fluch der frühen Geburt

„Ich frage mich in letzter Zeit immer häufiger: Wie kann heute überhaupt jemand behaupten früher sei alles besser gewesen. Früher, ohne soziale Netzwerke, wo man die Menschen noch in der Kneipe kennen gelernt hat, meistens aber gar nicht und wo es noch kein iPhone gab, mit dem man überall seine E-Mails abrufen konnte und musste. Wir leben doch in der geilsten vorstellbaren Zeit und die Zeiten, die kommen werden, werden doch noch geiler.“

aus Delicious/steinhobelgruen