Letztes Wochenende fand zum siebten mal das Barcamp in Stuttgart statt. Zum ersten mal am neuen Ort: statt wie bisher im Literaturhaus waren wir diesmal im Hospitalhof Stuttgart. So ein Locationwechsel ist ja immer eine große Gefahr, weil er den Charakter der Veranstaltung negativ beeinflussen kann. Diesmal hat er aber hervorragend geklappt, denn der neue Ort passt hervorragend zur Veranstaltung.
Die Architektur des Gebäudes ist spektakulär, und die Räume sind endlich wieder groß genug (im Literaturhaus mussten wir uns in den letzten beiden Jahren teilweise schon sehr zusammenquetschen). Und dadurch, dass das Foyer jetzt ebenerdig liegt und in einen Innenhof mündet, stehen sich die Leute auch zwischen den Sessions und beim Bier nicht mehr auf den Füßen. Alles wirkt luftiger und viel entspannter bei dieser Anzahl an Leuten.
Dazu hatten wir wieder das hervorragende Essen von Esskultur, im langjährigen Mittel fast schon unerklärliches Glück mit dem Wetter, und wieder eine Kinderbetreuung, die den Kindern großen Spaß gemacht hat. Das einzige, was dieses Jahr etwas Probleme bereitet hat, war das WLAN, aber das gehört bei Veranstaltungen mit Netzleuten ja fast schon zum guten Ton. Insgesamt also ein fantastisches Wochenende.
Hier meine Anmerkungen zu den Sessions, die ich besucht habe:
Samstag
- Familie 2.0
Das Hauptthema der Session war Medienkompetenz. Der Einstieg war ganz gut mit der These dass Schulen nicht mehr Menschen für das Leben bilden sondern Human Resources für den Arbeitsmarkt ausbilden. Die Mitdiskutierenden hatten mir dann aber doch zu viele Aluhüte auf. - PrismCamp
Ähm, ja, kommt zum PrismCamp! - Iron Blogger Stuttgart Runde
Die hat Franziska schon so schön und ausführlich beschrieben., da brauche ich nichts mehr hinzuzufügen. - Suizid – 5 ways to leave your life
Neues aus dem Schockraum. Anders als der Titel annehmen lässt, ging es nicht um die erfolgreichsten Selbstmordversuche sondern um die spektakulärsten Fehlschläge. Das war sehr unterhaltsam, jedenfalls für Menschen mit einem starken Magen und leichtem Hang zum zynischen. Dazu gab es noch ein wenig Statistik: die meisten Suizide gibt es zum Beispiel vor Weihnachten und vor dem Valentinstag. - Zeichnen lernen
Zellmi zeigte, was er in den letzten Monaten alles neues gelernt hat, nachdem er sich entschlossen hat, sein Zeichenfähigkeiten auszubauen. Gleichzeitig ließ er auch die übrigen Teilnehmer auf vorher ausgeteilten Blöcken zeichnen.
- Wie finde ich mein Partnertier
Bei der Eröffnungssession waren Kekse ausgeteilt worden. Jeder von denen hatte einen Aufkleber mit einem Tiernamen (ich hatte „Schmetterling“), und jedes Tier war viermal vorhanden. Nun gab es ein Gewinnspiel, bei dem nur in Pärchen von gleichen Tieren teilgenommen werden konnte. Diese „Session“ diente dazu, seine Partnertiere zu finden. - Werwolf
Zum ersten mal hatte ich die Zeit, mich diesem barcamp-Klassiker anzuschließen. Und das macht echt Spaß, auch wenn ich vom Werwolf gefressen wurde.
Sonntag
- Multikopter
Balu stellte einzeln alle Komponenten eines Multikopters vor und machte damit Lust auf eigene Basteleien. Andererseits, bevor ich mir noch so ein aufwendiges Hobby suche, würde ich lieber erst ausprobieren, ob mir das Dronen-Fliegen überhaupt Spaß machen würde. Dummerweise gab es auch dafür eine Anfängerempfehlung, nämlich die Nano QX. - Lifehacks
Wie wir unser Leben durch kleine Änderungen besser machen können. Das erste Beispiel war, ohne (feste) Schuhe zu gehen für eine bessere Körperhaltung und ein Schonung der Füße und des restlichen Skeletts. Jan trägt dazu Leguano Barfußschuhe. Weitere Themen gingen vom Solarrucksack bis zur richtigen Körperhaltung beim Kacken. - Kendo
Am Samstag hatte Michael eine theoretische Session zu dem Thema gehalten, die ich aber verpasst habe. Zum praktischen Teil war ich dann dabei, und so standen wir eine Stunde lang mit Bambusschwertern und übten langsam den korrekten Schwung. Das war anstrengender als es sich jetzt anhört.
- Ich habe einen USB-Stick gefunden
Michael hatte mal wieder ein Lady Gaga Secret Video gefunden. Die Session ist inzwischen fast ein Klassiker, ich hatte sie bisher aber irgendwie noch nicht gesehen: mit passend präparierten USB-Geräten (die wie ein Speicherstick aussehen, heimlich aber Tastatur spielen können) wird die Kontrolle über den Rechner übernommen. - Zeigt her eure Kinder
Judith mit einem Plädoyer für mehr Kinderfotos im Internet. Ihr Beweggrund, der mir am besten gefallen hat, war, die Kinder sichtbarer zu machen — also im Internet nicht eine komplett kinderfreie Welt zu erschaffen. Somit bildete die letzte Session eine wunderbare Klammer mit der ersten.
Das Programm deckte mal wieder ein gewaltiges Spektrum ab, so dass ich diesmal nicht einen einzigen Session Slot leer gelassen habe — naja, die Kekstiersuchsession war eigentlich keine richtige.