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Zwölf Jahre bei Twitter, dreieinhalb Monate bei Mastodon

Heute bin ich zwölf Jahre auf Twitter. Das könnte ein Grund zum Feiern sein, denn über Twitter habe ich jede Menge nette Leute kennengelernt und auch viel Spaß gehabt. Zum zehnjährigen habe ich das schon einmal viel hübscher aufgeschrieben.

Die ganze Kommunikation über die Plattform eines großen und weit entfernten Technologiekonzerns abzuwickeln, deren Zweck sich in den letzten Jahren auch immer mehr zum politischen Werkzeug und Ort für die Kommunikation ohnehin bekannter Menschen mit ihren Fans entwickelt, fühlt sich aber mit der Zeit immer falscher an. Auch dieses Gefühl hat sich schon vor einigen Jahren eingestellt, und ich hatte auch schon einmal mit den dezentralen sozialen Netzen geliebäugelt.

Das erste Experiment in diese Richtung war Friendica. Das bin ich aber damals schon falsch angegangen, weil ich meine Instanz mit entsprechenden Friendica-Plugins dazu brachte, die Twitter-Timeline zu spiegeln. Tatsächliche Friendica-Kontakte hatte ich auch nach Jahren nur wenige, und die Interaktion mit den Twitter-Kontakten war schwierig. Als ich später die Twitter-Verbindung kappte, waren nur noch Crickets and Tumbleweed übrig. Das Experiment war gescheitert, und Fnordica ging dann auch schon vor einiger Zeit nach einem fehlgeschlagenen Update kaputt und widersetzte sich allen Reparaturversuchen.

Gegen Ende des letzten Jahres habe ich mich aber wieder aufgerafft und eine Mastodon-Instanz installiert. Die Software wirkt wesentlich geschliffener, und ihre Entwicklung hat einen kleinen Boom an weiteren protokollkompatiblen Projekten und auch einen Wachsenden Zoo von Apps für alle gängigen Mobilbetriebssysteme angefeuert (und ich habe auch schon erfolgreich einige Updates durchgeführt, ohne etwas kaputt zu machen). Das Fnord-Wortspiel funktioniert leider bei Fnordon nicht so schön wie bei Fnordica, dafür finden sich jetzt Kontakte im sogenannten Fediverse. Ein paar der Leute, die ich von Twitter kenne, haben inzwischen auch einen Account auf Mastodon oder einem kompatiblen System, aber ich folge inzwischen auch schon der einen oder anderen Person, die ich nicht ohnehin vorher kannte.

Folgt mir, wenn Ihr auch schon im Fediverse seid. Wenn nicht, dann habe ich hier für Euch einen Einladungslink für meine Instanz.

Vielleicht sind zwölf Jahre auf Twitter ja auch genug.

Von dentaku

Site Reliability Engineer, Internet-Ureinwohner, Infrastrukturbetreiber, halb 23-Nerd halb 42-Nerd, links, gesichtsblind.

Schreibt mit "obwaltendem selbstironischem Blick auf alles Expertentum" (Süddeutsche Zeitung)

14 Antworten auf „Zwölf Jahre bei Twitter, dreieinhalb Monate bei Mastodon“

Vor kurzem hat der hier sehr geschätzte Herr Thomas Dentaku Renger ein Gefühl sehr schön auf den Punkt gebracht:

Vielleicht sind zwölf Jahre auf Twitter ja auch genug.

Genau, vielleicht ist das wirklich so, zumindest so ein klein wenig. Als potenziell alternativen oder zumindest ergänzenden Kanal führt auch gleich etwas auf: Mastodon. Das ist zum einen wohl eine üble Schrammelband, die viel Krach macht; zum anderen ist es aber ein Social-Media-Dingens, das nicht von einer zentralen Instanz geführt wird, sondern das sich aus vielen einzelnen Knoten zusammensetzt, die miteinander verdrahtet sind und damit ein ganz wundervolles Netz ergeben.

Das kann man jetzt für technischen Schnickschnack halten. Oder man mag es als Möglichkeit sehen, dass diese ganzen Knoten sich jeweils thematisch ein wenig fokussieren können und dadurch quasi idyllische Inseln im großen Meer des lauten Durcheinanderbrüllens bilden.

Und dem ist so. Das tun sie durchaus. Von diesen Inseln gibt es wirklich ein paar. Die widmen sich dann oft irgendwelchem technischen Krimitambo, so gibt es für Anhänger des CCC zum Beispiel chaos.social.

Aber das ist nicht alles. Für Freunde der gepflegten Wortwahl gibt es jetzt nämlich literatur.social. Dort sind zum Beispiel die Autorinnen unter uns sehr herzlich willkommen. Und die Lektorinnen. Und die Verlegerinnen. Und die Selfpublisherinnen. Und die Buchverkäuferinnen. Und die Buchbloggerinnen. Und überhaupt: die Leserinnen.

Und als wäre das nicht schon toll genug, dürfen sogar wir Männer mitspielen. Toll, toll, supertoll. Und mit @buechergefahr ist der Podcast des Hauses auch bereits dabei.

Und wer (vorerst?) vielleicht nicht gleich auf das gewohnte Twitter verzichten möchte, kann ja mal einen Blick auf den Mastodon-Twitter-Crossposter werfen. Damit kann man wohl so einiges an Hin und Her ganz brauchbar automatisieren, wenn man das denn möchte.

Mobile Apps für Android und für iOS gibt es auch.

Also: Nur zu, probiert’s ruhig aus. Drüben, bei literatur.social. Denn wer weiß? All die ganzen Jahre auf Twitter sind vielleicht ja auch genug.

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