Seit Anfang Oktober habe ich kein Auto mehr. Das letzte Auto war ja ein Dienstwagen gewesen, und den musste ich natürlich beim Arbeitgeberwechsel zusammen mit Laptop und Telefon wieder abgeben.
Das war die Gelegenheit, sich die Frage zu stellen, ob ich wirklich ein eigenes Auto brauche, oder ob ich mich nur in den 23 Jahren, in denen ich immer eins hatte, sehr daran gewöhnt habe. Bei genauerer Betrachtung war es nämlich eigentlich so, dass ich abgesehen von den Fahrten zur Arbeit gar nicht besonders viel fuhr. Meine Frau fuhr sogar überhaupt nicht, weil von unserer Wohnung aus wirklich fast alles zu Fuß erreichbar ist. Ich machte mich also nicht sofort auf die Suche nach einem neuen Wagen.
Das hatte bisher vor allem einige psychologische Effekte:
Sofort verloren habe ich die ständige Sorge, am Auto könnte irgendwas kostspieliges kaputtgehen (mein letztes eigenes Auto musste z.B. noch für etwa 2500 € renoviert werden nur ein halbes Jahr bevor ich es für 500 € weiterverkauft habe). Etwas später hörte dann das eigenartige Heureka-Gefühl auf, auch wenn ich zu Fuß an leeren Parkplätzen vorbeiging. Und etwa gleichzeitig fiel mir erheblich mehr als früher auf, wie sehr unsere ganze Stadtarchitektur auf das Auto ausgerichtet ist.
Und dann musste ich mich natürlich anders fortbewegen:
Für die tägliche Fahrt zur Arbeit habe ich eine Jahreskarte des VVS gekauft. Mit der Stadtbahn brauche ich etwa 20 Minuten länger als mit dem Auto (10 Minuten davon stehe ich allein am Bahnhof Charlottenplatz, weil dort die U12 gerade davonfährt, wenn ich mit der U2 ankomme), aber ich muss keinen Parkplatz suchen und kann mich einfach nur hinsetzen und Podcasts hören. Ab Frühjahr 2016 soll die verlängerte Stadtbahn U12 sogar fast direkt vor der Bürotür halten. Durch das sogenannte Ticket+ kann nach 19:00 und am Wochenende sogar die ganze Familie mit meiner Karte mitfahren, und am Wochenende gilt sie außerdem noch im ganzen VVS-Gebiet.
Für Fernfahrten müssen wir jetzt die Deutsche Bahn nehmen. Davon hatten wir jetzt bisher zwei; einmal Anfang November nach Grafing und zurück und einmal an Weihnachten das große Dreieck Stuttgart -> Grafing -> Warburg -> Stuttgart. Dabei stellt sich raus, dass die Fahrten im ICE auch mit Kindern total entspannt sind, dass ich aber vergessen hatte, wie sehr es nervt, mit der S-Bahn von der einen Seite des Münchner Verkehrsverbunds bis zur anderen zu fahren (hier: Pasing bis Grafing Stadt). Bisher ist es aber auch immer gelungen, vier Plätze im Abteil oder zusammenhängend im Großraumwagen zu reservieren. Und die Kinder haben iPods und Kopfhörer, aber das war es auch schon mit den besonderen Tricks.
Es läuft also bisher alles ganz gut ohne Auto, aber noch habe ich mich nicht getraut, den Tiefgaragenplatz zu kündigen.
(Und Carsharing gäbe es ja hier in Stuttgart auch noch; bei car2go (nur zweisitzige Smarts, für kurze Strecken) bin ich sogar angemeldet, bei stadtmobil bisher nicht einmal das. Der Grund: ich hatte in den letzten Monaten einfach keinen Bedarf zur Benutzung eines Autos.)
21 Antworten auf „Drei Monate ohne Auto“
Willkommen im Club! Ich hatte noch nie ein Auto!
Und *das* bei *dem* neuen Arbeitgeber? Du machst ja Sachen.
Mein Arbeitgeber gehört ja zur Lastwagenabteilung, und dafür habe ich nicht einmal den passenden Führerschein.
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Klasse 🙂
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Glückwunsch! Ich habe zwar ein Auto (ich denke aus der PKW-Sparte Deines Arbeitgebers 😉 ), benutze es jedoch ungefähr alle zwei Monate mal. Fahrrad und Bahn ist eine super Kombination! Ich wünsche weiterhin gute Erfahrungen und gute Gespräche mit dem ÖPNV-Sitznachbarn!
Christian
Ich hab seit mehreren Jahren auch kein Auto mehr (durch Unfall verloren) und seitdem merke ich das ich es nicht brauche.
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