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rp12

Dieses Jahr habe ich es endlich mal zum großen Klassentreffen des deutschen Internets geschafft.

Ich hatte mir das mit @jawl gegenseitig versprochen (was auf seiner Seite leider aus gesundheitlichen Gründen trotzdem nicht geklappt hat), und war somit im Zugzwang. Die Urlaubskatastrophen der vorherigen Jahre hatten dazu geführt, dass ich schon im vergangenen Oktober meinen Urlaub so gelegt habe, dass ich zuerst zur re:publica und danach in den Erholungsurlaub fahren kann. Das ist auch einer der Gründe dafür, dass dieser Reisebericht jetzt etwas auf sich warten ließ.

Reise

Die zuerst geplante Flugbuchung habe ich so lange prokrastiniert, dass keine wirklich billigen Flüge mehr zu haben waren. Bei fast gleichem Preis bin ich deshalb mit der ersten Klasse der Deutschen Bahn (ICE Sprinter) gefahren. Das war extrem angenehm aber natürlich nicht so schnell wie das Flugzeug. Um halbwegs rechtzeitig in Berlin anzukommen, musste ich in Stuttgart also um 04:48 losfahren. Das klingt erst noch nach einem halbwegs guten Plan, bis man feststellt, dass der Stuttgarter Nahverkehr praktisch erst um fünf aufsteht (und ich leder zum Hauptbahnhof laufen musste). Der Wecker stand also auf 03:15. Im Zug traf ich noch die zugestiegenen Frankfurter rund um @sauerstoff.

Programm

Tag 1

Für den Einführungsvortrag waren wir leider zu spät dran, und so postierten wir uns erstmal am Eingang zur großen Bühne 1 und scannten nach bekannten Gesichtern (das klappt bei mir ja immer nicht so gut, aber der @sauerstoff kannte viele Leute).

Nachdem ich ordentlich angekommen war, stürzte ich mich ins Programm.

  • Ich glaube, wenn Du die am Kopf triffst, sind die am meisten tot
    Der Ansatz, Sprachentwicklung und Wortfindung in der gemeinsamen Bewältigung von Computerspielen zu beobachten, ist an sich sehr interessant. Die Präsentation war aber leider zu sehr in der Wissenschaftlichkeit verhaftet, weshalb ich trotz der lustigen Beispiele die Flucht ergriff.
  • Unerhört: Digitale Barrierefreiheit und Partizipation im Netz
    Nicht viel neues gehört, da ich die Blogs aller Diskussionsteilnehmer wenigstens sporadisch verfolge.
  • Spielregeln für das Netz
    Udo Vetter hat zwar auch nicht viel neues gesagt, ist aber ein sehr unterhaltsamer Redner.
  • Selfpublishing
    Eine tolle Podiumsdiskussion, weil die Teilnehmer über praktische Erfahrung auf dem Gebiet verfügten. Ich schreibe ja keine Bücher und habe auch keine zu verlegen, trotzdem war es wahnsinnig interessant, wie viele Fallstricke da noch lauern (Buchpreisbindung!).
  • Make love not porn

    Cindy Gallop erzählte von dem Projekt makelovenotporn, das sie auch schon auf ihrem vielbeachteten TED-Vortrag vorgestellt hatte.
  • Splatter in der Spinnstube
    In der aus dem Märchenstunde-Podcast bekannten Besetzung mit Max Winde (@343max) und Björn Grau (@bjoerngrau) wurden die etwas blutigere Märchen, die nach der ersten Auflage aus dem Buch entfernt worden sind (wohl um dem Titel „Kinder- und Hausmärchen“ besser gerecht zu werden) vorgetragen und besprochen. Das war auch sehr unterhaltsam, und zur Einstimmung gab es sogar Blutwurst für das Publikum.
  • Überraschungsvortrag (State of the Internet 2012)

    Sascha Lobo spricht lauter wichtige Wahrheiten, gewohnt hyperaktiv vorgetragen. Wer das noch nicht gesehen hat, der sollte es unbedingt nachholen.

Tag 2

  • Die Wiederentdeckung der Langsamkeit — warum Podcasts funktionieren

    Tim Pritlove musste ich unbedingt mal live sehen (später ist es mir auch noch gelungen, ihm die Hand zu schütteln).
  • Telekom hilft
    Hintergrundwissen aus dem Support über Soziale Netzwerke.
  • Digitale Gesellschaft e.V.: Was war. Was werden wird.
    Die Abrechnung der Tätigkeiten des vergangenen Jahres. Viel wichtiges wurde gemacht. Gut zu wissen.
  • Let’s streit: Wer darf mich wie tracken?
    Auch der Streit zwischen Datenschutz und personalisierter Werbung kann in so kurzer Zeit nicht beigelegt werden. Es war aber interessant zu sehen, wie weit von der Realität entfernt bestimmte Aspekte der aktuellen Rechtslage sind.
  • Foodblogs — Verfall oder Rettung der Esskultur
    Ich muss mir unbedingt noch die Foodblogs der Teilnehmer vornehmen.
  • Sag’s dem ZDF
  • Tatort Urheberrecht
    Leider redeten die beiden derartig aneinander vorbei, dass ich die Diskussion fluchtartig verlassen musste. Ich habe dann stattdessen noch kurz beim Workshop für Social-Network-Accountlöschung vorbeigeschaut und mir den Rest der sehr lustigen Goldenen Himbeeren für Webvideos angesehen.
  • Poetry Spam
    Dass Spam poetisch sein kann, habe ich ja auch schon öfter festgestellt. Großartig lustig vorgetragen.

Tag 3

  • re:mett
    Für die Twitterer gab es zum Frühstück Mettbrötchen, freundlich gestiftet von  KONTRAST Communication Services aus Düsseldorf. Aus Gründen.
  • Copyriots! Der Kampf der Kulturen
    Eine Podiumsdiskussion über das Problem der Urheber mit dem Internet und umgekehrt am Beispiel von Musik. Beide Seiten waren vertreten, leider war wie immer kein Vertreter der GEMA anwesend (da hatte kurzfristig keiner mehr Zeit, weil, äääh, ein überraschendes Meeting, zu dem alle hin müssen, wissenschon…). Ganz anders als der Tatortautor am zweiten Tag wurde diesmal miteinander geredet.
  • soylent green, äh the internet is people!

    Felix Schwenzel erklärt das Internet. Das ganze Internet. Das ist wirr und allumfassend. Kein Wunder, dass am Schluss niemand mehr Fragen hatte; es war ja schließlich alles erklärt (diesen Vortrag muss man unbedingt als Ergänzung zu dem von Sascha Lobo ansehen — ist aber im Moment noch nicht auf YouTube).

Dann war bei mir die Luft ziemlich raus. Ich habe ein paar Vorträge angefangen, die mich dann doch nicht begeistern konnten, tollerweise ein paar Twitterstars kennengelernt (siehe weiter unten) und auf den Affenfelsen rumgehangen. Dem Programm nach muss ich in dieser Zeit durchaus noch ein paar sehenswerte Dinge verpasst haben, aber die werde ich mir einfach später auf YouTube ansehen.

  • Standardsituationen der Technologiebegeisterung
    Gründlich erholt konnte ich mir mit dem Vortrag von Kathrin Passig ein weiteres Highlight ansehen. Sie komplettiert damit ihren vielbeachteten Artikel Standardsituationen der Technologiekritik, indem sie diesmal die genau so stereotypisch auftretende Begeisterung für Neues aufzeigte.

Atmosphäre

Die vorherige Location in Friedrichstadtpalast und Kalkscheune kenne ich nur aus den Livestreams der vergangenen Jahre, ein Vergleich erübrigt sich also. Mit dem diesjährigen Veranstaltungsort aber war ich überaus zufrieden:

  • Großartige Verkehrsanbindung in Kirschkernspuckweite des U-Bahnhofs Gleisdreieck (den die U-Bahn trotz der allfälligen Bauarbeiten am Berliner ÖPNV im Moment anfährt).
  • Gleich acht(!) ausreichend große Räume (und eine bis auf wenige Ausnahmen korrekte Prophezeiung der Beliebtheit der jeweiligen Vorträge).
  • Mobile Stühle („Monobloc“). Mit denen habe ich aber noch eine Rechnung offen.
  • Gut funktionierendes Catering ohne lange Wartezeiten (auch wenn die Auswahl sich für Vegetarier und Veganer stark eingeschränkt hat).
  • Hübsche Freiflächen drinnen (mit der großen Sitz- und Steckdosenlandschaft, für die sich schnell die Bezeichnung Affenfelsen durchgesetzt hat) und draußen (mit Grill).

Klassentreffen

Ich hätte gern noch viel mehr Leute aus meiner Timeline persönlich kennengelernt. Mit den folgenden Leuten (denen ich schon länger folge, die ich aber vorher noch nicht persönlich kannte) konnte ich Worte wechseln und Hände schütteln:

@e13kiki @textzicke @huckhaas @dasnuf @diplix @schaarsen @AndreasSchepers @timpritlove

Gerne komme ich nächstes Jahr wieder wenn es sich einrichten lässt.

Von dentaku

Site Reliability Engineer, Internet-Ureinwohner, Infrastrukturbetreiber, halb 23-Nerd halb 42-Nerd, links, gesichtsblind.

Schreibt mit "obwaltendem selbstironischem Blick auf alles Expertentum" (Süddeutsche Zeitung)

4 Antworten auf „rp12“

dentaku sagt:

Aaah, danke, wunderbar.

[…] Hab endlich meine Zusammenfassung zur #rp12 geschrieben: dentaku.wazong.de/2012/05/22/rp12/  #  Microblog   rp12  […]

Qamile sagt:

Ich glaube übrigens, dass trotz der Probleme Selfpublishing eine blühende Zukunft garantiert ist. Gerade junge Autoren werden sich gerne von den Verlagen emanzipieren und selbst die Werbetrommel rühren.

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