Letzten Sonntag waren Wahlen. Neben dem Europaparlament wurden auch die Regionalversammlung und der Gemeinderat neu besetzt. Zu den letzten beiden Wahlen wurden die Stimmzettel schon vorher verschickt und waren ausgefüllt mitzubringen, denn es waren jeweils einige Namen zu lesen; bei der Regionalwahl treten die Parteien mit Listen an, deren Mitglieder jeweils auf dem Stimmzettel aufgezählt waren — man konnte dann aber nur eine der Listen als ganzes Wählen. Zur Gemeinderatswahl hingegen wurde ein ganzer Block von Stimmzetteln geliefert, auf dem je eine Partei maximal 60 Kandidaten auflistete. Man konnte jetzt:
- Einen der Stimmzettel einfach so abgeben, dann bekommt jeder der aufgelisteten Kandidaten eine Stimme.
- Einen Stimmzettel abgeben und den Lieblingskandidaten jeweils 1-3 Stimmen eintragen, eventuell Kandidaten aus anderen Stimmzetteln unten anfügen, dabei aber darauf achten, dass maximal 60 Stimmen vergeben sind.
- Mehrere (oder alle) Stimmzettel abgeben und den Lieblingskandidaten jeweils 1-3 Stimmen eintragen, dabei aber darauf achten, dass maximal 60 Stimmen vergeben sind.
Die Theorie besagt, dass damit beliebtere Kandidaten von einem hinteren Listenplatz nach vorn rücken könnten, so dass die Reihenfolge auf dem Stimmzettel nicht (allein) ausschlaggebend ist. Passiert das denn auch?
Ich habe mir die Stimmen der Kandidaten im Vergleich zu ihrem Listenplatz mal angesehen:
Wie man sieht hat keine der Kurven einen „Zacken“ nach oben, es hat also kein Kandidat mehr Stimmen als der Kandidat, der ohnehin vor ihm in der Liste steht. Da frage ich mich doch, wozu das komplizierte Verfahren gut sein soll? Würde nicht auch ein einziger Wahlzettel reichen, auf dem man jeder Partei 1-60 Stimmen (insgesamt maximal 60) geben kann?
Update: Alles Quatsch, siehe Kommentare.
4 Antworten auf „Vom Kumulieren und Panaschieren“
„kein Kandidat mehr Stimmen als der Kandidat vor ihm“ schreibst du. Irgendwie musst da falsche Zahlen haben.
http://www5.stuttgart.de/wahlen/wahl_h/gemeinderatswahl09/grw09_kandidaten.html
Zum Beispiel ist bei der CDU die Nr 112 auf Platz 3 hochgegangen und bei der SPD die Nr 216 auf Platz 5 (!). Es gab also erhebliche Verschiebungen in den Listen!
Von daher meine Einschätzung: Kumulierung wird genutzt und bringts.
Das stimmt mit der Grafik so nicht. Bei uns, den Grünen, sind einige Kandidatinnen umgewürfelt worden. So ist die drittplazierte einen Platz hoch gerutscht und der von 14 auf 16 runter. Dazu kommen noch massive Veränderungen in den Plätzen unter 17, da ist die Kandidatin auf 39 nach 26 gewählt worden und die auf 57 nach 24. Da stimmt also mit deiner Statistik etwas nicht.
Das sind übrigens nur die Beispiele die mir grad noch eingefallen sind ohne nachzuschauen.
Ah, ok. Doch alles Quatsch, ich habe die falschen Zahlen in die Grafik getan. In Wirklichkeit sieht es nämlich so aus:
Tja, wer viel misst misst viel Mist…
Interessanter Ansatz – in Böblingen gibts bei der SPD auch so einen Zacken, da macht sich Wahlkampf bemerkbar.
In Sindelfingen wars gar so, dass einer gar nicht mehr kandidieren wollte, sich aber damit die Liste voll wurde auf den letzten Platz hat setzen lassen. Er wurde gewählt – Amtsbonus 😉