Die Geschichte ist jetzt schon ein paar mal erzählt worden, drum nur die extreme Kurzzusammenfassung: die @journelle fühlte sich unwohl mit der Darstellung von Mode auf gängigen Abbildungen (nämlich immer an dünnen Models) und wollte dem Bilder normaler Menschen in normaler Oberbekleidung entgegensetzen. Aus einem Tippfehler entstand noch das passende Hashtag #609060 (statt 90-60-90) und fertig war das Mem auf Instagram.
Ich dachte erst, von „normal“ nicht mitgemeint zu sein, und wollte daher nicht teilnehmen. Dann fiel mir aber auf, dass das meine eigene Schuld ist: wenn ich an der Auslotung des Wortes „normal“ nicht teilnehme, dann reicht es auch nicht bis zu mir. Ich habe deshalb auch angefangen, Bilder von mir auf Instagram zu stellen (und auch hierher), und es waren meine bisher am positivsten aufgenommenen Bilder dort (eventuell sagt das aber auch etwas über meine sonstigen fotografischen Qualitäten aus, wer weiß).
In diesem Entschluss wurde ich eigentlich noch bestärkt, als die Kritik an der Aktion anfing. Die vielen verschiedenartigen und oft recht platten Vorwürfe hat @jawl schön hier zusammengefasst:
- Dass wir als Gruppe ja wieder nur dünne Frauen sind und damit alle dicken aussperren
- Dass ich als Mann da in der Gruppe ja gar nichts zu suchen habe
- Dass da in der Gruppe ja nur weiße Frauen (und Männer) sind und wir also schwarze diskriminieren
- Dass da ja gar keine Männer sind
- Dass das Wort »normal« ja nicht gut ist, weil [verschiedene Erklärungen]
- Dass X die Regeln gebrochen hat, weil sie zusätzlich zu 609060 noch mit einen weiteren, auf Gewichtsreduzierung ausgerichteten Begriff getaggt hat
- Dass Y die Regeln gebrochen hat, weil er kein fullfrontal-Foto ohne Kopf vor dem Spiegel aufgenommen hat
- Dass das ja doch wieder nur im Web ausgelebter Exhibitionismus wäre
Hier habe ich deshalb schon einmal geantwortet:
Was ist denn die Alternative? Dass sich die Leute nicht zeigen und der Bereich der abgebildeten Norm auf die üblichen Modelmaße zurückschrumpft?
Jeder einzelne kann natürlich weder die Norm festlegen noch eine große Bandbreite zeigen. Der Trick ist ja gerade, dass möglichst viele verschiedene Leute teilnehmen (weshalb ich auch, wie oben schon herausgestellt, dabei bin, obwohl ich wirklich weit von thin privilege entfernt bin).
Oder nochmal anders ausgedrückt: natürlich bin ich viel zu dick. Laaaangweilig, das weiß ich schon! Wenn ich mich dadurch aus dem Spaß des gemeinsamen Bilder-ins-Internet-Stellens ausschließen lasse wird’s aber nicht besser, sondern die Bildersammlung sieht nur mal wieder so aus, als ob es überhaupt keine Fetten geben würde. Das ist für mich keine gute Alternative, und deshalb sind meine Bilder dabei — trotz Größe XXX(X)L.
Das einzige, was mir unangenehm war, waren die (zur Selbstanonymisierung?) abgeschnittenen Köpfe vieler Teilnehmer (auch ein Kritikpunkt in Anke Gröners erheblich differenzierterem Artikel). Aber weil das eben kein Verein und keine Gruppe ist (siehe Christians bereits oben verlinkter Artikel), habe ich die „Regeln“ in diesem Punkt kurzerhand für mich geändert.
Normal ist, was wir dazu machen.
Update:
Bitte das noch lesen … und das auch.