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Geimpft

In den letzten Wochen tauchten in meiner Twitter-Timeline so viele Leute mit Impfies auf, dass ich mir dachte: „Wenn die schon dran sind, dann könnte ich vielleicht auch bald dran sein.“ Schließlich habe ich mit Asthma, Bluthochdruck und Fettleibigkeit gleich mehrere der Krankheiten, die eine Priorisierung wegen der höheren Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs der COVID-19-Erkrankung begründen.

Schritt 1: Attest

Also habe ich mal bei meiner Hausarztpraxis angerufen, und die sagte: „Na klar, Attest ist raus.“ Zwei Tage später hatte ich ein hochoffiziell klingendes Schreiben auf schickem Briefpapier in den Händen.

Schritt 2: Terminbuchung

Über den Prozess der Impfterminbuchung hatte ich schon mit Schrecken bei Heibie gelesen, und er hat alle Erwartungen erfüllt. Es begann damit, dass ein Vermittlungscode benötigt wurde. Um den zu bekommen, musste ich (selbst!) prüfen, ob ich Anspruch auf eine Corona-Schutzimpfung habe:

Screenshot:
Wurde Ihr Anspruch auf eine Corona-Schutzimpfung bereits geprüft?

[Nein (Anspruch prüfen)]

Es wurden keine freien Termine in Ihrer Region gefunden. Bitte probieren Sie es später erneut.

Leider erscheint das Formular, in dem ich mir das selbst bestätigen kann, nur dann, wenn gerade ein Impftermin frei wäre (den ich dann gar nicht bekommen kann, weshalb diese Einschränkung völlig unverständlich ist). Da hilft nur sehr fleißiges Neuladen, mehrere Tage lang. Als das Formular erschien, gab es noch eine SMS-Verifikation, und dann kam der Vermittlungscode per Mail. Uffz.

Screenshot:
Impftermine
[Termine suchen]

Mit dem Vermittlungscode musste wieder so lang eine andere Seite neu geladen werden, bis Termine zur Auswahl auftauchten. Nach diesmal nur anderthalb Stunden bekam ich eine Liste mit genau einem Terminpaar (für Erst- und Zweitimpfung) zur Auswahl. Dann nehme ich das doch.

Terminbestätigung für Ihre Corona-Schutzimpfung

Sie haben erfolgreich Ihren Corona-Impftermin gebucht.

hr Impftermin: 29.04.2021 um 09:10 Uhr

Bitte bringen Sie Ihren Personalausweis, Ihren Impfpass, Ihre Versichertenkarte sowie eine Kopie dieser Bestätigungsmail inkl. ihres Vermittlungscodes zur Impfung mit (digital oder ausgedruckt).

Halt! Erst noch alle persönlichen Daten eingeben und noch einmal die Mailadresse bestätigen, an die vorhin schon der Code gesendet wurde (warum?), und dann kamen endlich die zwei Bestätigungen. Ich hatte Impftermine.

Schritt 3: Impfpass suchen

Der Schritt war fast schon zu einfach: der Impfpass war genau da, wo ich ihn vermutet hatte.

Schritt 4: Impfzentrum

Zentrales Impfzentrum Klinikum Stuttgart (Außenansicht)

Gestern war ich dann im Impfzentrum Stuttgart Liederhalle. Das ist eine sehr beeindruckende Installation, der anzusehen ist, dass sie dazu gedacht war, tausende von Menschen durchschleusen. Da aber die dazu notwendige Impfstoffmenge bekanntlich (noch) nicht vorhanden ist, wirkte es gestern vergleichsweise verlassen. Die Stimmung war ungefähr wie an einem Flughafen in der Hochsaison — aber ganz früh am Morgen: lange Schlangenlinien aus Absperrbändern mit 1,50-m-Abstand-halten-Klebebändern auf dem Boden, die ich leer durchlief (genau wie am Flughafen standen auch hier Sicherheitskräfte am Rand und sahen so aus, als ob sie es nicht lustig finden würden, wenn ich das Personenleitsystem abkürze).

Um den Betrieb nicht unnötig aufzuhalten, wird empfohlen, sich Selbstanamnesebogen und Laufzettel vorher selbst auszudrucken. Dazu gibt es auf der Webseite impfen-bw.de einen PDF-Generator. Das hatte ich getan, und dadurch kam ich noch schneller durch alle Stationen. Also: fast. Am Checkin hatte ich nämlich noch das Problem, dass mein Attest gar nicht die Richtige Impfgruppe auswies. Da ich aber recht leicht Nachprüfbar mit einem BMI über 40 zur aktuell berechtigten Impfgruppe gehöre, und da die auf dem Attest genannte Impfgruppe ohnehin ab nächsten Montag schon dran sein wird, haben sie mich doch durchgelassen (zum Glück, denn sonst wäre ich wieder bei Schritt 2 gewesen).

Im Hegelsaal sind etwa 20 bis 30 Impfkabinen mit jeweils zwei Eingängen, so dass immer eine Person sich vorbereiten (Jacke aus- und anziehen, …) kann, während eine andere geimpft wird. Die Impfkabinen sind nach Städten benannt, ich war (leider nicht so mondän) in Berlin. Das eigentliche Impfen war dann total unspektakulär: einmal Pieks, Aufkleber und Stempel in den Impfpass, fertig.

Impfpass mit Corona-Impfung

Wegen meiner Allergien wurde mir statt der üblichen 15 Minuten eine Ruhezeit von 30 Minuten verordnet. Dafür ist der Schillersaal mit Stühlen im ordentlichen 2-Meter-Raster ausgestattet („Chillen im Schillersaal“, gnihihihi … naja, zumindest zu dem Zeitpunkt fand ich das lustig). Es hätte dort auch Wasser zum Trinken gegeben, aber ich bin doch nicht verrückt und nehme in einem Raum mit so vielen Leuten meinen Mund-Nasen-Schutz ab.

Nachdem ich da meine halbe Stunde abgewartet hatte (kontrolliert hat das niemand, aber ich habe mir einfach einen Wecker gestellt und Podcasts gehört), kam ich dem Leitsystem folgend noch an einem Checkout-Schalter vorbei, und dann war ich auch schon wieder draußen vor der Tür.

Schritt 5: Nachbeobachtung

Screenshot der Apple Watch:
Benachrichtigung von SafeVac

Bitte erfassen Sie Ihre Symptome.

Im Dienste der Wissenschaft beobachte ich jetzt noch ein paar Tage meine Impfsymptome mit der SafeVac-App des Paul-Ehrlich-Instituts.

Bisher gibt es da allerdings nicht so viel zu erfassen — nur der Arm, in den ich die Spritze bekommen habe, tut weh.

So, und jetzt gehe ich erstmal zurück in meinen Lockdown bis zum zweiten Impftermin am 9. Juni.

Von dentaku

Site Reliability Engineer, Internet-Ureinwohner, Infrastrukturbetreiber, halb 23-Nerd halb 42-Nerd, links, gesichtsblind.

Schreibt mit "obwaltendem selbstironischem Blick auf alles Expertentum" (Süddeutsche Zeitung)

57 Antworten auf „Geimpft“

Erster Schritt zum reboot des normalen Lebens, Glückwunsch.
Mir tat auch nur vom späten Nachmittag nach der Impfung bis zum nächsten Morgen der Arm weh. Die SecuVac (oder solAPP hab ich mir auch angetan

Seit mehr als zwei Jahren hängen wir jetzt mit diesem Coronavirus rum. Für uns fing alles damit an, dass das Kind in Quarantäne musste.

Seitdem war mal alles geschlossen, dann wieder geöffnet. Mal saßen wir alle zuhause rum (also: genau genommen sitze ich seitdem zumindest für meine Arbeit durchgehend zuhause). Dann kamen Maskenpflichten, dann kamen Testpflichten, und dann kamen endlich die Impfungen. Inzwischen sind in unserer kleinen Familie sogar alle drei mal geimpft.

Trotzdem zieht sich das alles. Die zuständigen Politiker haben es die letzten zwei Jahre trotz guter Ansätze immer wieder doch noch im letzten Moment vermasselt, und auch der Regierungswechsel, in den ich große Hoffnungen gesetzt hatte, hat da keine erhebliche Verbesserung gebracht.

Seit gestern sind nun die meisten Maßnahmen zur Eindämmung der andauernden Pandemie auf Bundesebene ausgelaufen (eigentlich schon am 20. März, aber da gab’s noch irgendwelche Übergangsfristen).

Übrig geblieben ist nur ein sogenannter Basisschutz, von dem ich gar nicht so genau weiß, woraus er eigentlich besteht (Maskenpflicht in Öffentlichen Verkehersmitteln ist jedenfalls dabei).

Weitergehender Schutz kann von den Bundesländern in sogenannten Hotspots angeordnet werden. Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern haben daraufhin jeweils ihr komplettes Bundesland zum Hotspot erklärt, aber Baden-Württemberg war nicht so mutig (oder zu trotzig). Dadurch öffneten heute die Geschäfte erstmals seit April 2020 wieder ohne Maskenpflicht.

Das klingt doch erstmal alles super. Klingt so, als wäre Corona endlich vorbei. Tatsächlich sind die Zahlen der Neuinfektionen aber in den letzten Wochen höher als je zuvor.

Ich zweifle ja inzwischen manchmal kurz daran, mit meiner anhaltenden Vorsicht noch immer auf der Seite der Vernünftigen zu sein, aber das Unverständnis über die aktuelle Entwicklung scheint doch zumindest recht weit verbreitet zu sein. In den Mails der Schulen der Kinder liest sich das zum Beispiel so:

[…] wie Sie sicher schon aus den Medien wissen, entfallen ab Samstag in Baden-Württemberg nach über zwei Jahren Pandemie nahezu alle Corona-Schutzmaßnahmen. Wir haben nun aus dem Kultusministerium auch die entsprechenden Konsequenzen für den Schulbetrieb mitgeteilt bekommen, die ich Ihnen im folgenden zusammenfasse:Auch wenn die Maskenpflicht ab Montag nicht mehr gilt, empfehlen wir, die Masken weiterhin zu tragen. FFP2-Masken sind neben dem Impfen der beste Schutz gegen eine Infektion![…]

(alles mehr für mich aufgeschrieben, da es wirklich niemanden geben dürfte, der oder die das nicht alles selbst mitbekomen hat)

Erwähnungen

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