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Berlin

In den Herbstferien waren wir in Berlin. Ohne speziellen Anlass, man kann und sollte da ab und zu mal hinfahren, weil es sich sowieso ständig ändert.

Auf den Tipp des Freunds und Kollegen R. hin habe ich eine Ferienwohnung in Moabit gemietet. Das ist viel günstiger als ein Hotel — und mit Kindern auch viel praktischer: schließlich müssen die um acht ins Bett, und was macht man dann im Hotelzimmer? Unsere Unterkunft lag in einem schönen Altbau im vierten Stock des Rückgebäudes ohne Aufzug (das ist ein Stockwerk mehr als ich hochzusteigen gewohnt bin), hatte ein großes Schlafzimmer mit vier Betten, ein Wohnzimmer mit grotesker 90er-Jahre(?)-Schrankwand, Küche und Bad.

Die Kinder waren leider etwas anstrengend. Während sie in Italien noch erstaunlich klaglos an den Besichtigungstouren teilgenommen hatten, quengelten sie diesmal oft schon fünf Minuten nach Verlassen der Wohnung „Mir ist kaahalt…“ — scheinen wohl doch nur Schönwettertouristen zu sein. Außerdem waren sie den ganzen Tag über nur schwer für mehr als fünf Minuten zur Ruhe zu bringen, was einen weiteren Punkt für die Ferienwohnung bedeutete, denn dort das Abendessen selbst zu kochen brachte erheblich weniger Stress mit sich als ein Restaurantbesuch.

 

Am ersten Tag begannen wir das Standardtouristenprogramm mit Brandenburger Tor und Holocaustmahnmal (als ich das letzte mal touristisch in Berlin war, existierte das noch nicht — hmmm, scheint doch schon etwas länger her zu sein). Auf halbem Weg entlang der leider total verbaustellten Unter den Linden flohen wir vor dem tatsächlich grässlichen Wetter in das DDR-Museum. Das war ein Glückstreffer und hochinteressant.

Highlight für die Kinder war wahrscheinlich das Naturkundemuseum, zu dem wir am zweiten Tag bei noch mieserem Wetter fuhren. Mit Dinosauriern kann man immer punkten, und diese waren so Hoch wie das Haus. Das macht schon was her.

Der den Kindern versprochene Besuch auf dem Fernsehturm fand dann am dritten Tag statt, hat sie dann aber dort oben deutlich weniger begeistert als sie sich das unten wohl gedacht hatten.

Ein Programmpunkt, den ich mir schon vor der Reise vorgenommen hatte, war der Besuch im Computerspielemuseum, zu dem sich auch R. uns anschloss. In dem relativ kleinen Museum wird die Geschichte der Computerspiele umfangreich dargestellt. Viel davon geschieht allerdings in Videos, die man sich mit kleinen Kindern nicht gut ansehen kann. Größere Kinder können selbst einige der Computerspiele spielen. Hier hätte ich mir etwas mehr gewünscht, aber die vorhandene Auswahl (z.B. Eliza, Zork, Monkey Island, Automatenversionen von Donkey Kong, Asteroids, Frogger, Gauntlet und auch moderneres wie Wipeout HD auf einer PS3) gibt schon einen ganz guten Querschnitt (und führte bei R. und mir Ausbrüche nostalgischer Schwärmerei). Wer dort auch einmal hingehen möchte, der sollte (anders als wir) Montags ab 18:00 hingehen, dann sind die Raritäten (original Pong Spielhallenautomat!) auch eingeschaltet.

In eine ganz andere Richtung ging die Erinnerungsstätte im ehemaligen Notaufnahmelager Marienfelde. Den Besuch hatte meine Frau auf den Plan gesetzt, da ihr Vater nach seiner Flucht aus der DDR genau dort zuerst gelandet war. Die Ausstellung dort kann ich auch sehr empfehlen, weil sie ein wenig bekanntes Stück unserer Geschichte beleuchtet. Besonders aufgefallen ist mir die interessante Interaktivität der neueren Museen. Sowohl hier als auch im DDR-Museum konnte man an unzähligen Stellen (Schrank-)Türen öffnen und Schubladen herausziehen um weitere Ausstellungsstücke aufzudecken. Im DDR-Museum konnte man sogar mit einer Kurbel die Figuren in einem Diorama winken lassen.

Den letzten Tag verbrachten wir noch mit einem Besuch beim Ku’damm und einem Treffen mit den (angeheirateten) Berliner Verwandten.

Die Rückfahrt war zum Schluss nochmal eine Qual, waren wir doch nicht ganz allein mit der Idee, einmal quer durch Deutschland zu fahren. Das hätte man natürlich vorhersehen können, schließlich trafen wir das Ende der Herbstferien in Baden-Württemberg (und wahrscheinlich auch noch anderswo). Insgesamt haben wir dann um die vier Stunden im Stau gestanden, das hat mich im Endeffekt auch noch 5€ in die Kasse des Iron Blogging gekostet.

Von dentaku

Site Reliability Engineer, Internet-Ureinwohner, Infrastrukturbetreiber, halb 23-Nerd halb 42-Nerd, links, gesichtsblind.

Schreibt mit "obwaltendem selbstironischem Blick auf alles Expertentum" (Süddeutsche Zeitung)

2 Antworten auf „Berlin“

[…] RT @iblog0711: Berlin bit.ly/QrMrrv (via @dentaku)  #  Microblog     […]

[…] ist wirklich ein Zufall, aber nur wenige Tage nach Thomas verschlug es auch mich wieder einmal nach Berlin. N. hatte dort zwei Tage beruflich zu tun und so […]

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