Ende Mai 2014:
Für die Taufe meines recht neuen Neffen möchte ich als Geschenk eine aktuelle Euro-Gedenkmünze haben. In seinem Geburtsjahr 2013 gab es ein schönes Exemplar mit Hänsel und Gretel drauf.
Nach kurzer Suche bestelle ich ein Exemplar online — und zwar beim Bayerischen Münzkontor. Klingt doch seriös. Der Satz in der Bestellbestätigung hätte mich vielleicht stutzig machen sollen:
Als besonderen Service erhalten Sie außerdem zum aktuellen Vorteilspreis und im monatlichen Rhythmus unverbindlich zur Ansicht die weiteren Ausgaben der Edition: EURO-GEDENKPRÄGUNGEN.
Die Münze kommt rechtzeitig zur Feier an, und ich vergesse alles Kleingedruckte wie die abgenickten Lizenzbedingungen bei der Installation von Software.
Am 19.06. taucht dann das erste Paket auf. Es enthält eine Pappschachtel für sechs Münzen und eine Gedenkprägung „200. Geburtstag Franz Liszt“ (zufällig auch das Thema einer echten Euro-Gedenkmünze). Neben einem Wust an anderen Papieren (dabei auch: ein „Die kluge Hausfrau“-Prospekt!) liegt darin ein Anschreiben:
[…] herzlichen Glückwunsch, Sie erhalten heute eine weiter Ausgabe aus Ihrer neuen Collection. Ihre Entscheidung für diese Sammlung war genau richtig. […]
Hellhörig geworden lese ich die Vertragsbedingungen durch, und es scheint so zu sein, als müsse ich die „Münze“ nur rechtzeitig mit einem entsprechenden Begleitschreiben zurückschicken um diesen Spuk zu beenden. Das ist natürlich gefährlich für Prokrastinatoren wie mich. Plötzlich habe ich eine Münzsammlung ohne das je gewollt zu haben. Es handelt sich eigentlich um das altbekannte Jamba-Geschäftsmodell mit anderen Mitteln; offensichtlich fallen Jugendliche da inzwischen nicht mehr drauf rein sondern jetzt nur noch so — äähm — na ich eben. :-/
Schon fast am nächsten Tag schreibe ich den Kündigungsbrief, nur um festzustellen, dass LaTeX meine Geschäftsbriefe plötzlich nicht mehr setzen kann. Offensichtlich habe ich seit der Mavericks-Installation nichts mehr ge-TeX-t. Ich suche also eine neue MacTeX-Version. Das herunterzuladende Paket ist stolze 2.4GiB groß, installiert sich aber völlig problemlos und funktioniert auch sofort. Einige Stunden später als geplant — aber doch noch bevor mich der Schwung wieder verlässt — gelingt es mir, ein Kündigungsschreiben auszudrucken und der Karton geht zurück nach Aschaffenburg.
Seitdem ist Ruhe. Zumindest fast, denn jetzt scheine ich in der Kundendatenbank zu stehen und bekomme in unregelmäßigen Abständen Werbebriefe, die sich „Kunden-Scheck“ nennen, oder deren Überschriften nach gewonnenen Gewinnspielen aussehen.
Warum gibt es eigentlich noch keinen Papierspamfilter für den Briefkasten?
(Dieser Beitrag erschien zuerst im Techniktagebuch)