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Nächsten Montag: weltweite Lesung für Edward Snowden

Unter dem Titel Freiheit und Anerkennung für Edward Snowden ruft das internationale Literaturfestival Berlin (ilb) am 8. September 2014 zu einer Weltweiten Lesung auf. Daran beteiligen wir (also die Organisatoren des PrismCamp) uns und lesen um 19 Uhr im GALAO, Tübinger Straße 90, 70178 Stuttgart Texte gegen Überwachung. Kommt alle!

Hier der Text des Aufrufs:

Plakat: Liberty and Recognition for Edward SnowdenDas internationale literaturfestival berlin (ilb) ruft alle Menschen, Institutionen, Schulen und Medien, denen Freiheit und Bürgerrechte wichtig sind, zur Teilnahme an einer weltweiten Lesung für Edward Snowden am 8. September 2014 auf. Vorgetragen werden Texte zum Thema Überwachung.

Am 6. Juni 2013 veröffentlichte der „Guardian“ den ersten einer langen Reihe von Artikeln über die weltweit von Staaten und Unternehmen betriebene Massenüberwachung. Im Zentrum standen die amerikanische National Security Agency (NSA) und der britische Geheimdienst Government Communications Headquarters (GCHQ). Nach wie vor werden Informationen aus den höchst vertraulichen Akten dieser Agenturen publiziert. Sie zeigen, dass Millionen unschuldiger Bürgerinnen und Bürger als Verdächtige digital verfolgt werden. Daten aus unseren Telefongesprächen, Online-Chats, SMS, Websuchen und der Nutzung der sozialen Medien – also all das, was Teil unseres täglichen Lebens ist – werden gesammelt, analysiert und gespeichert.

Es war ein Einzelner, der diesen schockierenden Verrat an der Privatsphäre aufdeckte: Sein Name ist Edward Snowden. Zunehmend desillusioniert und alarmiert angesichts des Ausmaßes der Überwachung und der illegalen Methoden, die zum Erkenntnisgewinn eingesetzt wurden, realisierte der ehemalige NSA-Mitarbeiter, dass er „nicht in einer Welt leben möchte, in der alles, was ich tue und sage, aufgezeichnet wird. Das will ich weder unterstützen, noch selbst erleben.“ Nach erfolglosen Versuchen, das System von innen heraus zu verändern, sah sich Snowden gezwungen, den einzig anderen Weg zu gehen, der es möglich machte, die Aufmerksamkeit auf diese massiven Rechtsverstöße zu lenken: Whistleblowing. Snowden wusste, dass er seine Freunde, seine Familie und sein Land vielleicht nie wiedersehen würde. Dennoch gab er sein bequemes Leben auf und verließ die USA. Bei sich hatte er nur vier Laptops, auf denen sich einige der geheimsten Dokumente der NSA befanden.

Dank sorgfältiger Kooperation mit verantwortungsbewussten Zeitungen konnten diese Informationen an die Öffentlichkeit gelangen. Sie lösten die längst fällige globale Diskussion über Demokratie und Menschenrechte im digitalen Zeitalter aus. Unternehmen gerieten wegen ihrer skrupellosen Verwertung von Kundendaten ins Blickfeld. Bürgerinnen und Bürger weltweit wachten auf und nahmen zur Kenntnis, dass es ohne Datenschutz keine Freiheit gibt: Sie forderten das Recht auf ein Leben ohne permanente Beobachtung. In der Konsequenz sahen sich die Regierungen aller Lände gezwungen, ihre Überwachungssysteme zu überprüfen. Einige mussten zugeben, dass sie mit der NSA zusammenarbeiteten.

Schon bald nach der Veröffentlichung der ersten Leaks enthüllte Edward Snowden seine Identität, um andere vor falschen Anschuldigungen zu schützen: „Ich will mich nicht verstecken“, sagte er. „Ich weiß, dass ich nichts Falsches getan habe.“ Das ilb unterstützt diese Feststellung und fordert alle Bürgerinnen und Bürger auf, das Gleiche zu tun und sich an der weltweiten Lesung für einen Mann zu beteiligen, der der Menschheit einen großen Dienst erwiesen hat.

Mit dieser weltweiten Lesung fordern wir die US-amerikanische Regierung auf, anzuerkennen, dass Edward Snowdens Enthüllungen für die Bewahrung der Demokratie im digitalen Zeitalter von essenzieller Bedeutung sind und dass sein Handeln vom Universal Unwritten Rule of the Ethical Right gedeckt ist. Washington muss alle Beschuldigungen und rechtlichen Schritte gegen Snowden zurücknehmen, damit er als freier Mann und in Sicherheit nach Hause zurückkehren kann.

Wir fordern, dass die Mitgliedstaaten der EU, in Anerkennung der Bedeutung seiner Enthüllungen, Edward Snowden Asyl gewähren – mindestens so lange, bis die amerikanische Regierung die Klagen gegen ihn zurückgezogen hat.

Und schließlich bitten wir das Nobelkomitee, Edward Snowden für den Friedensnobelpreis in Betracht zu ziehen – in Anerkennung seines einzigartig selbstlosen Einsatzes im Dienste der Demokratie, der Freiheit und des Friedens für uns alle.

Von dentaku

Site Reliability Engineer, Internet-Ureinwohner, Infrastrukturbetreiber, halb 23-Nerd halb 42-Nerd, links, gesichtsblind.

Schreibt mit "obwaltendem selbstironischem Blick auf alles Expertentum" (Süddeutsche Zeitung)

4 Antworten auf „Nächsten Montag: weltweite Lesung für Edward Snowden“

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