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Wie ich einer Kaffeereligion beitrat

Die Kaffeemaschine, sie ist kaputt. Und ich habe gerade keine Zeit, um sie irgendwo in die Kaffeemaschinenwerkstatt zu karren (eine Überholung mit neuen Dichtungen wäre nach 4 Jahren vielleicht auch eine ganz gute Idee). Irgendwann komme ich sicher dazu — aber erstmal musste jetzt eine Ersatzmaschine her.

Im Mediamarkt gab man uns extrem leckeren Kaffee zu trinken und zeigte auf bunte Kapseln. So ließ ich mich zum Kauf einer (einfachen) Nespresso-Maschine überreden. Ab da wird die Geschichte seltsam: Nespressokapseln kann man nämlich nur bei Nespresso bestellen (coole Flashseite mit sauberer HTML-Alternative, da ist Geld im Haus — wahlweise per Telefon) oder in Nespresso-Boutiquen kaufen. Die Beschreibungstexte bauen einen richtigen Kult auf, der bei mir ein leichtes Geheimbund-Unwohlsein hervorruft. Beispiel:

Dank einem einzigartigen System ist es Nespresso gelungen, diese Seele einzufangen; damit auch Sie davon profitieren, möchten wir Sie mit den Geschmacksempfindungen des Kaffeegenusses vertraut machen. Was Sie schmecken, sehen, riechen und berühren, löst vielfältige, komplexe und intensive Gefühlsempfindungen aus.
So haben Kenner erkannt, was für ein aussergewöhnlicher Espresso
in Nespresso steckt.

Außerdem verspricht die Webseite, meinen durchschnittlichen Kaffeeverbrauch zu ermitteln und mich dann rechtzeitig vor einem leeren Kapselvorrat zu warnen. Wahrscheinlich haben SIE eine Kaffeeüberwachungszentrale in Bielefeld…

Naja, egal — hauptsache der Kaffee schmeckt gut.

Von dentaku

Site Reliability Engineer, Internet-Ureinwohner, Infrastrukturbetreiber, halb 23-Nerd halb 42-Nerd, links, gesichtsblind.

Schreibt mit "obwaltendem selbstironischem Blick auf alles Expertentum" (Süddeutsche Zeitung)

Eine Antwort auf „Wie ich einer Kaffeereligion beitrat“

Hehe, sehr schön geschrieben. Weiter so!

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