Heute ist Allerheiligen. Mit der „neu angeheirateten“ Familie stelle ich mich also auf den Grafinger Waldfriedhof zwecks Grabsegnung, schließlich kann ich als ursprünglich katholisch erzogener Eklektiker durchaus an einem katholisch-christlichen Ritual teilnehmen — nicht viele der anderen Götter werden davon beleidigt sein. Die Gräber der eigenen Verwandten lagen in der Vergangenheit immer so weit weg, daß ich an Allerheiligenritualen bisher nur selten teilgenommen habe.
Nach allgemeiner Verwandtenbegrüßung („diesen Teil der Verwandtschaft trifft man immer nur einmal im Jahr auf dem Friedhof“) geht’s schließlich los: die Blaskapelle spielt traurige Lieder, geht einige Meter weiter und spielt dann dieselben Lieder nochmal, etc, etc. Währenddessen laufen nicht weniger als 3 Pfarrer unterschiedlicher Konfessionen durch die Gräberreihen und segnen jedes einzelne Grab mit Weihwasser und der in Bayern üblichen Kupfergriffklobürste — soweit zumindest die Absicht. Leider erweist sich der Waldfriedhof dann doch als zu weitläufig, und die Aufteilung auf die einzelnen Pfarrer als zu ungenau, so daß an „unserem“ Grab kein Weihwasserträger vorbeikommt (und an einigen umliegenden Grabreihen auch nicht).
Nach kurzer Diskussion, bei der auch der Vorschlag erwogen wird, für das folgende Jahr ein Pfarrer-Leit-System mit Leuchtdioden zu installieren, zieht die ganze Sippe also wieder fort…
Das ist also das Ritual, bei dem man eine Stunde neben einem Grab steht und dann wieder weggeht.
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