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Vom Home-Schooling zur Onlineschule und zurück

Seit heute geht Kind.zwei wieder in die Schule, also richtig in das Gebäude. Aber erstmal nur für vier Tage, dann ist wieder Pause für zwei Wochen. Kind.eins fängt erst nächste Woche wieder an, hat dann aber einen zwei-Wochen-Rhythmus. Das alles gehört zu dem Plan, alle Schüler:innen in Baden-Württemberg in diesem Schuljahr noch einmal in die Schule zu schicken. Dieser Plan ersetzt beziehungsweise unterbricht die Routine der Onlineschule, die sich zwischen den Osterferien und den Pfingstferien eingespielt hatte.

Wie die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts wurde auch diese Phase an den beiden Schulen unserer Kinder sehr unterschiedlich gehandhabt.

Das (künstlerische) Gymnasium, das Kind.eins besucht, hatte die Osterferien genutzt, um auf Initiative (und wohl auch mit einigem zusätzlichen Einsatz) einiger Lehrkräfte für alle Schüler:innen Microsoft Teams einzurichten und darauf einen Onlineunterricht organisiert, der sich grob am Stundenplan orientierte. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten (die Lehrkräfte mussten zum Beispiel erst lernen, dass ihr Unterricht nur eine geringe Teilnahme hat, wenn sie ihn erst fünf Minuten vor Beginn in den Kalender eintragen) klappte das in den meisten Fächern ganz gut.

Bei Kind.zwei hingegen, eigentlich an einem Mathematik-Informatik-orientierten Gymnasium, hat nur die Deustschlehrerin zweimal Wöchentlich zur Videokonferenz auf Blizz eingeladen. Alle anderen Fächer stellten neue Lerninhalte und Aufgaben weiterhin in der sogenannten Homeoffice-Plattform zum Herunterladen zur Verfügung.

Die Qualität dieser Aufgaben hatte eine recht große Bandbreite: während der Musiklehrer nach wie vor mit eigenen YouTube-Videos und Links zu Online-Sequenzern zum Herumexperimentieren punktete, bereitete der Englischlehrer immerhin ein Vokabelquiz auf einer Lernplattform vor:

Screenshot eines Hangman-Spiels auf Learningapps.org

In Mathematik beschränkte sich der Unterricht hingegen auf solche Aufgabenblätter:

Für den Zeitraum 27.05-29.05.2020 solltet ihr folgende Aufgaben machen:

Thema: Rauminhalte messen
1.) Im Buch S. 173 ganz gründlich durchlesen, verstehen und den blauen Kasten ins Heft übertragen.
2.) S. 173/ Beispiel 1 und 2 durchlesen und verstehen

Übungsaufgaben:
S. 173/ Aufgabe 1
S. 174/ Aufgaben 2 bis 5, jeweils ganz
S. 175/ Aufgabe 6 bis 10, jeweils ganz

Für Freiwillige:
S. 175/ Aufgaben 12 und 13

… und die kopierten Musterlösungen für die Aufgaben.

Gleichzeitig tauchten mehr und mehr Aufgaben auf, für die nach draußen hätte gegangen werden müssen. Das begann mit „spielt Volleyball in Eurem Garten“ (welcher Garten?) und eskalierte zuletzt zu einer kompletten Anleitung, für den Kunstunterricht mit dem Wasserfarbkasten in die Natur zu ziehen und dort Pflanzen abzumalen (wir besorgten eine Topfpflanze).

Insgesamt hatte sich die Schule aber zwischen den Ferien gerade wieder gut eingependelt (im Gegensatz zu vor den Osterferien auch das zu bewältigende Pensum betreffend), darum bin ich nicht sicher, dass die Wiedereinführung des Schulgebäudes wirklich irgendwelche Vorteile bietet. Schließlich enthält der Präsenzunterricht auch nicht alle Schulfächer, und für die übrigen Fächer sind zum Teil bereits neue Aufgaben für Kind.zwei auf der Plattform aufgetaucht. Wann er die allerdings machen soll, ist mir noch nicht ganz klar.

Es gibt natürlich Familien, die es mit der Heim- und Onlineschule nicht so leicht hatten wie wir, aber ich sehe auch nicht so richtig, wie denen mit zwei oder drei weiteren unvollständigen Unterrichtswochen vor den Sommerferien geholfen werden soll. Im Zweifelsfall müssen auch die jetzt ihre bisherige Organisation wochenweise umwerfen und neu aufbauen.

Es bleibt spannend.