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Unerwarteter Ruhm

Im großen und ganzen schreibe ich ja auf allen meinen Kanälen fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Nur wenn mich Herr Buddenbohm mal verlinkt, dann trampeln hier plötzlich die Horden durch.

Mit meinem Getwitter hat es schon ab und zu geklappt, ins Fernsehen zu kommen — na ja, eigentlich nur in den Videotext, aber das war es auch schon an „Bekanntheit“ außerhalb meiner kleinen kuscheligen Internetblase.

Heute morgen trudelte aber plötzlich eine Mail von einem ehemaligen Klassenkameraden (Gymnasium, lange her) mit dem folgenden Inhalt bei mir ein:

hat Dir bestimmt schon jemand gesteckt, aber falls nicht:
Du bis heute auf Seite 1 der Süddeutschen Zeitung – Streiflicht!
Selten so gelacht…. 😀

Huch! Was? Wie? Hmm, auf der SZ-Webseite ist das Streiflicht nur für Abonnenten zu sehen, und ich hab inzwischen seit mehr als zehn Jahren kein Abo der SZ mehr. Nur den Anfang konnte ich lesen:

(SZ) Vor gut drei Jahren schrieb ein gewisser Thomas Renger auf Twitter: „Ich bin ja kein Bärenexperte, aber …“
[…]

Den erwähnten Tweet kannte ich natürlich, …

… aber nach dem Rest des Texts musste ich erst auf Twitter fragen.

Und es stellte sich tatsächlich raus: das Strefilicht hatte meinen alten (aber bisher erfolgreichsten) Tweet als Aufhänger genommen um allgemein über … äääh … naja, worauf der Autor eigentlich hinaus wollte habe ich dann doch nicht so richtig verstanden. Die Süddeutsche Zeitung ist vielleicht manchmal doch zu intellektuell. Aber den „obwaltenden selbstironischen Blick auf alles Expertentum, der so erhellend und erheiternd war“, den sie mir bescheiningt hat, muss ich unbedingt irgendwie in meine Twitter-Bio integrieren.

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Bitte warten Sie, während das Land neu gestartet wird

Wir sind also in der lang ersehnten Woche nach den Osterferien, der Woche, die „endlich“ die Lockerungen der Beschränkungen des Lebens bringen sollte. Die Nerven liegen auf allen Seiten blank, und ich kann alle Seiten mehr oder weniger verstehen. Naja, manche mehr und manche weniger.

  • Der Einzelhandel hat schlichte Existenzangst: wenn die Geschäfte geschlossen bleiben müssen aber Ladenmieten und andere Ausgaben weiter laufen, dann droht die Insolvenz.
  • Die Eltern können vielfach ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen, weil sie den ganzen Tag ihre Kinder betreuen müssen und zusätzlich die Stelle des Hilfslehrers übernehmen. Das komplette Betreuungsnetz ist weggebrochen, auch die Großeltern können und sollen z.B. nicht einspringen.
  • Die Bildungspolitiker sorgen sich um die Abschlüsse des Jahres 2020. Die sollen stattfinden und mit den Abschlüssen der übrigen Jahre vergleichbar sein.
  • Die Politik im allgemeinen will Handlungsfähigkeit beweisen. Irgendetwas musste jetzt getan werden.

Der Eindruck, den die auf dieser Basis beschlossenen „Lockerungen“ in großen Teilen der Bevölkerung hinterlassen haben (so ungefähr: „Puh, zum Glück sind wir da jetzt durch.“), den halte ich für ganz gefährlich. Schon vorher waren immer genug Menschen zu beobachten, die die Abstandsregeln offensichtlich nicht auf sich bezogen hatten, aber seit Montag ist im benachbarten Park wieder Dauerparty, und die Kinder spielen zusammen im Sand — nicht auf dem Spielplatz, denn der ist ja abgesperrt, aber dann eben neben dem Sportgerüst, das außerhalb des Spielplatzes steht. Und gleich Montag musste auch in der Stuttgarter Innenstadt die Polizei einschreiten und die Schlange vor einem Schuhgeschäft auflösen.

Als erste Geste des Zurückruderns haben jetzt mehrere Bundesländer eine Maskenpflicht in öffentlichen Räumen wie Geschäften und ÖPNV eingeführt, aber ob die etwas bewirkt, darauf bin ich auch gespannt. Heute war ich zum ersten mal seit dem Beginn der Quarantänezeit wieder in der Innenstadt (ein defektes iPad zu Gravis bringen, die haben ja jetzt wieder geöffnet). Ich trug dabei natürlich eine Gesichtsmaske, doch die Zahl der übrigen beobachteten Masken lag nur knapp über null.

Aber für Trial und Error ist die Regelverzögerung (Totzeit) der Infektionsrate einfach zu groß. Wer schon einmal versucht hat, die ideale Temperatur in einem Raum einzustellen, kennt das Grundproblem — und da liegt die Totzeit unter einer Stunde (Fußbodenheizung: ein paar Stunden). Bei den Coronainfektionen wirken sich Änderungen erst nach fünf bis zehn Tagen aus.

Ich bin da eher bei Pavel Mayer (klick auf das Bild führt zum kompletten Thread):

Meiner Meinung nach haben wir viel zu früh wieder locker gelassen. Ich weiß aber, dass ich das aus privilegierter Lage schreibe, denn ich kann mit nur geringen Unbequemlichkeiten und unveränderten Einnahmen aus dem Homeoffice arbeiten, und unsere Kinder sind groß genug, um den Tag ohne unsere Dauerbespaßung durchzustehen.

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Ostern allein

Ostersonntag, der hat ja eigentlich so seine Rituale. Viele davon mussten in diesem Jahr ausfallen oder sahen anders aus. Manche auch nicht.

Wie eigentlich in jedem Jahr hatten wir am Karsamstag nachmittags Eier gefärbt und abends Osternester zusammengestellt. Versteckt oder gesucht wurden die Eier nicht mehr, weil die Kinder dafür jetzt schon ein bisschen zu alt sind (und auch der Hund wahrscheinlich schneller im Finden gewesen wäre als die Kinder).

Statt die erweiterte Familie zu treffen hatten wir heute gleich zwei Videokonferenzen: mit meiner Schwiegermutter haben wir uns per Facetime unterhalten, etwas später über Jitsi mit meinen Eltern und meinem Bruder mit Familie. Nachdem das beim ersten spontanen Versuch so wunderbar geklappt hatte, kämpften wir diesmal etwas mit der Technik — vor allem, weil mein Vater seinen Gerätepark voll ausnutzen wollte.

Da Strom und Bäche aber sowas von vom Eise befreit waren, eigentlich sogar T-Shirt-Wetter herrschte, waren wir mit dem Hund zusammen auch auf so einer Art Osterspaziergang zum Feuersee und zurück. Natürlich in der Kleinstgruppe (2 Personen plus Hund) und unter Vermeidung sämtlicher Kontakte mit anderen Leuten. Das war die meiste Zeit nicht so schwierig, denn die Straßen waren erstaunlich leer. Aber die Parks und Plätze sind nach wie vor voll, und an dem Terrassenufer des Sees war es schon fast ein Gedränge. Ich hoffe mal, dass die Feiertage nicht wieder zu einem Anstieg des Anstiegs der Coronafälle führen werden.

Am Abend habe ich dann noch ein im Rahmen meiner Möglichkeiten festliches Essen zubereitet. Es gab Lamm, Bohnen und Rosmarinkartoffeln. Vollgefressen und zufrieden ließen wir den Abend gemütlich (abgesehen von der Tatsache, dass da noch ein Blogartikel zu schreiben war) vorm Fernseher ausklingen

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Update (Homeschooling, Isolation, Erkältung)

In der vergangenen Woche habe ich gar nichts mehr geschrieben. Aufgrund von technischen Problemen mit einer Softwarekomponente gab es an jedem Tag viel zu arbeiten, und danach konnte ich abends nur noch entweder total erschöpft rumhängen oder musste mich mit dem Schulstoff der Kinder beschäftigen. Gemeinsam mit ihnen habe ich mich durch Gotik am Beispiel des Kölner Doms (Bildende Kunst), Ver- und Überschuldungsstatistiken in Deutschland (Wirtschaftslehre), einen Aufsatz zur aktuellen Situation (Englisch) und Zeit-Ort-Diagramme (Physik) gearbeitet.

Jetzt sind endlich Osterferien. Das bedeutet, dass zumindest keine neuen Aufgaben mehr über den Zaun geworfen werden. Ein paar Fächer haben Freitag und Samstag noch Aufgaben für die Ferien geschickt, und Kind.eins hat auch noch einen Rückstau aus den letzten Wochen, aber zumindest die zweite Ferienwoche könnten beide Kinder tatsächlich frei haben.

Nach den Osterferien ist noch immer offiziell geplant, dass der Unterricht in den Schulen wieder startet, doch in den Mails, die aus den Schulen bei uns eintreffen, ist das schon vorsichtiger formuliert:

[…]
Notprogramm für eine fortgesetzte Schulschließung:
Ein Team um Frau F[…], Frau U[…] und Herrn M[…] versucht, für uns MicrosoftTeams einzurichten, um Online-Präsenz und Materialzusammenstellung sowie Zusammenarbeit auf der Ebene des Kollegiums wie in der Unterrichtung von Schülerinnen und Schülern für die Zeit nach Ostern vorzuplanen. Das könnte bedeuten, dass wir in bestimmten dann vorgegebenen Zeiträumen verstärkt per Chat / Audiokonferenz / Videokonferenz miteinander tagen bzw. den Schülerinnen und Schülern für Beratung und Unterricht zur Verfügung stehen. Leider weigert sich die Stadt Stuttgart als Schulträger, diese Anwendung auf schulischen PCs zur Verfügung zu stellen. Wir sind damit weiter auf private Endgeräte angewiesen
[…]

Im Alltag hat sich die Isolation gut durchgesetzt. Ich sehe draußen nur noch wenig Gruppenbildung, und die meist mit dem vorgegebenen Abstand. In den Geschäften haben sich die Regeln eingespielt, und die Versorgungslage pendelt sich langsam wieder ein. Mundschutzmasken werden langsam modern, aber ich habe inzwischen einige Leute gesehen, die ihre Masken als schickes neues Accessoire um den Hals trugen.

Am Freitag haben wir uns eine Pizza im vom „richtigen“ italienischen Restaurant gegönnt. Das darf seine Speisen auch nur noch zum Mitnehmen verkaufen, es war aber trotzdem eine willkommene Abwechslung zum Selberkochen.

Mir ging es in den letzten Tagen körperlich gar nicht so toll: eine Erkältung mit Bronchienproblemen macht in der aktuellen Situation einen ganz schlechten Eindruck. Da ich das Asthma aber sowieso chronisch habe, bin ich auch mit den entsprechenden Medikamenten ausgerüstet. In Nichtpandemiezeiten wäre ich damit allerdings inzwischen zum Arzt gegangen. Vielleicht ist das aber auch schon der beginnende Heuschnupfen.