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Wie lange bleibt das jetzt eigentlich so?

Jetzt sind wir zwei Wochen größtenteils drin geblieben. Mein Arbeitgeber hat große Teile der Belegschaft in 14 Tage Blockpause geschickt und für die Zeit danach jetzt schon mal mindestens 14 Tage Kurzarbeit angekündigt. Ich bin persönlich wegen betriebswichtiger Tätigkeiten von keiner der beiden Maßnahmen betroffen.

Aber wie lang müssen wir eigentlich alle zuhause bleiben und Distanz wahren für eine flachere Kurve. Ich versuche mal eine naive Überschlagsrechnung:

  • Deutschland hat etwa 83 Millionen Einwohner:innen.
  • Ich höre immer wieder, dass etwa 50 bis 70 Prozent sich am Schluss mit dem Virus anstecken werden.
  • Laut Robert-Koch-Institut liegt der Anteil der Patient:innen, die Intensivmedizin benötigen zwischen 2% und 26% (ja, so genau sind die Zahlen).
  • Die schweren Fälle bleiben ungefähr 3 bis 6 Wochen im Krankenhaus (auch RKI).
  • Nach den Zahlen von coronazaehler.de sind ungefähr 6000 Intensivbetten abrufbar.

Wenn ich jetzt überall die günstigsten Zahlen wähle, dann komme ich auf mindestens 830000 schwere Fälle, von denen pro Woche 2000 bewältigt werden könnten. Die Durchinfizierung müsste also auf 415 Wochen gestreckt werden. Das sind etwas weniger als 8 Jahre.

Selbst mit der hier unberücksichtigt gelassenen Verkürzung durch eventuell gefundene Medikamente, Impfstoffe oder einen (zumindest in einem solchen Zeitraum) möglichen Ausbau der Krankenhauskapazitäten ist das eine komplett unrealistische Dauer für den aktuellen Zustand der Isolation. Irgendwo muss ich einen Denkfehler haben.

Das ist ja auch an China zu sehen. Dort wird gerade die Wirtschaft wieder hochgefahren, nachdem bei etwa 80000 Fällen die Zahl der Neuansteckungen auf nahe null reduziert werden konnte. Nun hat das Land aber eine Bevölkerung von mehr als 1 Milliarde Menschen, und die 80000 sind nicht einmal annähernd ein Anteil von 50% davon. Bestünde da nicht die Gefahr, dass der nächste Reisebus aus Ischgl (oder equivalentes Ereignis) die nächste Erkrankungswelle auslöst. Mir ist noch nicht klar, wie das funktionieren soll.

Wie lange bleibt das jetzt also so? Ich habe keine Ahnung.

Von dentaku

Site Reliability Engineer, Internet-Ureinwohner, Infrastrukturbetreiber, halb 23-Nerd halb 42-Nerd, links, gesichtsblind.

Schreibt mit "obwaltendem selbstironischem Blick auf alles Expertentum" (Süddeutsche Zeitung)

14 Antworten auf „Wie lange bleibt das jetzt eigentlich so?“

Ute sagt:

Ahnung habe ich auch keine, also mir fehlt das Fachwissen. Gelesen und gehört habe ich:
– es braucht immer wieder Wellen, in denen man öffnet, sonst würde sich irgendwann niemand mehr anstecken

– die Hoffnung auf Medikamente schon in einigen Monaten, würde dazu führen, dass mehr angesteckt werden dürften, weil die Anzahl schwerer Fälle dann leichter behandelbar wäre

– Impfung, statt einfach so auf 70% zu kommen, könnte damit die Anzahl erhöht werden

Diskutieren wollen Fachleute wohl auch eine Impfung mit einem weniger sicheren Rahmen als jetzt zumindest für Risikogruppen.
Aktuell wären Impfungen mit einer massiven Nebenwirkung pro 1000 Personen nicht zulässig. Aber bevor man riskiert eine sehr hohe Zahl der Risikopatienten zu verlieren, wollen sie diskutieren ob da nicht auch eine nicht so perfekte Impfung nicht trotzdem hilfreich wäre.

All das zusammen soll wohl dazu führen, dass etwa innerhalb von zwei Jahren, Covid-19 nicht mehr schlimmer ist, als jede saisonale Grippe.

So habe ich Gelesenes und Gehörtes von Fachmenschen verstanden, aber nochmal, eigenes Fachwissen habe ich hierzu keins.

Ein Bollwerk verweigerter Hilfe. Erschreckende Mischwesen wie ich übrigens (fest angestellt, freiberuflich und auch noch als Firma tätig), und von uns gibt es durchaus auch ein paar, gucken überall eher ratlos hin und murmeln immer wieder eine leichte Abwandlung der damaligen Fernsehshow: “Was bin ich?” Um daran nicht komplett verrückt zu werden, halte ich mich geistig manchmal einfach an diesem Blog fest, an und mit dem ich ja auch Geld verdiene, und dann sage ich mir: “Ich bin eigentlich nur ich, aber das eben beruflich.” Und dann geht es wieder einen Moment.***Der Hamburger Corona-Virus-Sozialnewsblog der Obdachlosenzeitung, die im Moment natürlich nicht auf der Straße verkauft werden kann.***Hier ist ein kleiner Absatz über die Psychologie der Warteschlangen drin, faszinierend. Wieder was gelernt.***Apropos Lernen: Das Thomas-Theorem.***Der Staat sitzt jetzt zuhause. Da geht es auch am Rande über das Set-Up von Accounts etc, hierzu nur ein Erfahrungswert – ohne mich beschweren zu wollen! -, einfach nur als Zahl. Das Einrichten aller Accounts, das Testen und Beheben technischer Probleme hat für zwei Kinder etwa acht Stunden erfordert. Ich nehme stark, an, auf Seite der Schule waren es nennenswert mehr. Man muss das natürlich mitdenken, wenn man über Zeitbedarf beim Homeschooling redet. Und im weiteren Verlauf ist es übrigens so, wenn etwas nicht geht und ich es nicht spontan beheben kann, dann geht es eben nicht. Ich habe hier keinen technischen Support und kann da keinen halben Tag mehr investieren, weil etwa eine Audiodatei klemmt.***Keiner kommt, alle machen mit**Der Möglichkeitsraum für die neue Normalität. Und wie sie alle von den verschwimmenden Tagen schreiben, es ist vielleicht eine der prägendsten Erfahrungen im Moment, diese Aufhebung des Kalender. Aus meiner Sicht wird sie noch gesteigert durch dieses unwirkliche, strahlend helle und kalte Wetter, das sich jeden Tag genau gleich wiederholt, immer wieder wacht man auf und es ist still draußen, total still und wahnsinnig hell und der Himmel ist blau, so blau, unermesslich blau und nichts findet ein Ende oder auch nur einen neuen Anfang und es gibt keine Termine mehr. Man schwebt so herum, aber man hat sich Schweben irgendwie immer schöner vorgestellt.***Etwas situationsangepasste Mathematik, vielleicht auch als Abituraufgabe geeignet.***Zum Feuilleton! Hier endlich mal ein Artikel gegen Buchhandlungen. Aber keine Unruhe bitte, es geht nur um die Handlung von Büchern, nicht um das Handeln mit Büchern.***Währenddessen bei den Buchhandlungen, also denen mit den Büchern in den Regalen. Siehe hier auch international. Man beachte bitte den Schlusssatz, er passt irgendwie zu allem gerade.***Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.***Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Wenn Sie aber den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, die Daten dazu finden Sie hier.

Klaudia sagt:

Soweit ich weiss, ist der entscheidende Unterschied zwischen uns und China, daß die Chinesen die Quarantäne wirklich konsequent umgesetzt haben, während unser sogenannter ‚lockdown‘ bestenfalls halbherzig ist.
Hier gehen die Leute weiter einkaufen, arbeiten, fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln usw.
So kann man vielleicht „die Kurve abflachen“, was aber wie du richtig berechnet hast wenig bringt, was man so nicht schafft ist, das Virus zu stoppen.
Entweder konseqent bis auf lebenswichtige Bereiche alle ein paar Wochen zuhause bleiben, oder man hätte es auch lassen können.
Und ja, natürlich besteht die Gefahr, daß die Pandemie hinterher wieder aufflammt, in China und hier.
Dagegen hilft dann wohl nur den Grenzverkehr auf das nötigste einzuschränken und testen, testen, testen und dann alle neuen Fälle konsequent verfolgen und isolieren, bis es eine Impfung gibt, also genau das was man schon vor zwei Monaten hätte machen sollen.
War aber politisch nicht gewollt. Die Konseqenzen sehen wir jetzt.

hardy sagt:

mama, wann sind wir endlich daaa?

wenn man uwe jansen zuhört,

fragt man sich doch eher, warum jens spahn nicht geteert und gefedert wird. der mann hat es schlichtweg versaubeutelt, als noch zeit war, für die heute dringend nötigen dinge zu sorgen und vorzubeugen – aber er hat es einfach nicht ernst genug genommen und jetzt stehen die kliniken und hilfskräfte da und bitten händeringend um masken und geräte.
und – es ist nicht nur uwe jansen, der das (ohne den verantwortlichen schlicht mal beim namen zu nennen) beklagt, es sind eigentlich alle, die man zu diesem thema in den entsprechenden interviews sieht, die das genauso sehen, wie jansen.
aber spahn und unsere landwirtschaftsministerin stellen sich vor die kamera und machen eigenwerbung. nicht nur b. scheuert ist eine krasse fehlbesetzung, die zwei sind auch luschen.
aber hey. bella figura! platz 3 unter wischdisch. statt, wie die zwei (und b. scheuert) es verdienten, ein bad in teer und federn.
ich kann nur noch den kopf schütteln …
bonus material:
Bleiben jetzt polnische Altenpfleger aus? (Pallokat, Jan)
und, welcher vollidiot hat eigentlich die grenzen zugemacht? oder den export medizinischen gerätes verhindert, als es in italien dringendst gebraucht wurde? oder verweigert den italienern jetzt die solidarität?
alles panische schnellschüsse, die sich noch rächen werden – aber hey, sieht halt nach aktion (äkdschen) aus – ist in wirklichkeit alledings nur schaumschlägerei. es wird langsam zeit, daß wissenschaftler diese jobs übernehmen und nicht mediokre selbstvermarkter, die ganz offensichtlich nur mist bauen können.
na gut, alle sind klasse mit klopapier versorgt und sitzen jetzt ängtlch zuhause, sind gehörigst eingeschüchtert und hätten gerne einen führer. einen wie den auf platz 2 /seufz. oder sie stellen die alles entscheidende frage „mama, wann sind wir endlich daaaaa?“.
warum nicht unser entwicklungshilfeminister müller? der fordert angesichts der corona-pandemie einen schuldenschnitt für die ärmsten länder. aber … naja, der wird demnächst entsorgt …
Dr. Bernd Hontschik in Der Staat gegen Corona – Wird Deutschland übertherapiert? bringt’s auf den punkt: wer hat’s eigentlich versemmelt?
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ben_ sagt:

Von der Herdeniimmunitätsstrategie scheint man jetzt weg zu sein, schreibt zumindest die Telepolis, was ich grundsätzlich irgendwie beruhigender finde.

011i sagt:

Vermutlich wird das künftig nicht mehr so oft vorkommen, aber dieser letzte Sonntag im März ist eine Stunde kürzer als noch der gestrige Samstag. Ab heute gilt wieder Sommerzeit.
Allerdings hat sich in den vergangenen zwei Wochen noch viel mehr umgestellt, nämlich eigentlich nicht weniger als die ganze Welt. Am 13. des Monats waren es ‘nur’ Schulschließungen… Und heute sbin ich, sind wir durchgehend 13 Tage zuhause, unterbrochen vom Einkauf alle paar Tage, und zwei Fahrten ins Büro – allerdings nur, um etwas abzuholen, Kollegen habe ich höchstens in (mindestens) 2 Meter Entfernung gesprochen.
Und das ist komisch, alles. Zunächst fühlte es sich insbesondere für die Kinder wie Osterferien an, aber eigentlich ist hier in Niedersachsen erst morgen der erste schulfreie Tag.
Wir haben uns freiwillig ins Homeoffice (aka #homofiss) begeben, das erschien uns das vernünftigste. Während man ja eigentlich schon immer so ein Stündchen oder zwei eh noch am Abend am Rechner sitzt, ist es nun eben den ganzen Tag. Und da ist das Problem: statt nun im Auto zu sitzen, ab und zu mal mit den Kollegen zu Mittag zu essen, sich in der Mensa treffen – arbeitet man durch. Und muss sich zu Pausen zwingen, das muss ich noch ein wenig üben. Frau N. schrub ähnliches vor ein paar Tagen.
Dank Videokonferenzen fällt der Kontakt zu KollegInnen und auch Schülern fast schon leicht, aber auch das ist neu im Homeoffice, wenn die Kinder ins Büro stürmen, sind sie dann eben gleich mit ‘auf Sendung’. Eigentlich wollten sie mir doch ein ‘Bitte-nicht-Stören’-Schild basteln, wie weit ist das eigentlich?
Zum Glück kommen auch die Kinder mit Aufgaben per E-Mail gut klar – die sollen sie bei Laune halten, ein Zwang zur Bearbeitung oder Abgabe gibt es hier in Niedersachsen ja nicht. Aber jetzt sind ja erstmal Ferien – die nächsten 2 Wochen werden sich aber erstmals wohl so ähnlich anfühlen wie die vergangenen 2 Wochen… Thomas ‘Dentaku’ fragte (via rivva) sich, wie lang das wohl noch so bleibt. Ich habe dazu keinerlei Ideen, aber die Maßnahmen sollten lieber nicht zu früh zurückgefahren werden, denke ich.
Ebenfalls vor zwei hat wohl auch unser Handyanbieter einen Notfall-Plan aktiviert (via rivva), und einer Kundengruppe, zu der wir zum Glück gehören, 10 GB Datenvolumen pro Monat kostenlos dazugegeben. Das ermöglicht uns Videoanrufe bei den Schwiegereltern, die anonsten ohne WLAN und mit nur 300 MB nicht sehr weit kämen…
Umgestellt, auf eine neue Zeit. Neben der Sommerzeit.
Oh, das wurde ja doch ein längerer Artikel… Nun, es ist ja auch viel passiert seit dem letzten Beitrag…

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