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Automatik

Nico Lumma wundert sich darüber, dass in Deutschland immernoch die meisten Autos von Hand geschaltet werden. Zurecht.

Dies wollte ich zuerst als Kommentar schreiben, aber es wurde einfach zu lang:

Ich fahre ein automatisch geschaltetes Auto. Bis vor sechs Jahren habe ich mehrere Wagen mit manuellen 5-Gang-Getrieben gefahren. Die Auswahl des richtigen Gangs hat mir dabei nie Probleme bereitet. Was aber auf dauer furchtbar genervt hat war das kuppeln — nicht bei normaler Fahrt, aber nach so einer Stunde im Stop-and-go-Verkehr (und die kann man sich rund um Stuttgart schnell mal einhandeln) kann das linke Bein schonmal ganz schön schmerzen. Das nervt.

„Beim nächsten Auto“, sagte ich mir, „will ich kein Kupplungspedal mehr haben.“ In das nächste Auto musste zusätzlich auch noch ein Kinderwagen passen, und so ergab es sich, dass ich  5 Jahre lang einen Mercedes W124-Kombi mit klassischer hydraulisch gesteuerter 4-Gang-Automatik hatte. Die war sehr angenehm zu fahren, erfüllte aber alle klassischen Automatikklischees: angefahren wurde in der Regel im zweiten Gang, und an eine Wandlerüberbrückung war noch nicht zu denken. Dank des Reihensechszylinders mit 3.2l Hubraum und stolzen 162kW war die Trägheit nicht wirklich zu spüren, das wurde aber auch mit einem Verbrauch von immer so um die 12l/100km Superbenzin erkauft.

Inzwischen fahre ich einen VW Touran mit 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, und das ist eine Offenbarung: Im Gegensatz zur Wandlerautomatik schaltet es gern und viel und hilft so dem Motor, das Auto trotz des schmalen nutzbaren Drehzahlbands (1.6l TDI mit 77kW) flott zu bewegen. Das Fahrgefühl beim Beschleunigen aus mittleren Geschwindigkeiten ist auch ganz anders, denn durch die geschlossene Kupplung entfällt dieser „Gummibandeffekt“. Außerdem hat man weitestgehende Kontrolle über den eingelegten Gang, wenn man den Hebel in die manuelle Schaltgasse (heißt das bei VW „Tiptronic“?) bewegt . Bei Bergfahrten ist mir das lieber, und die Schaltwippen am Lenkrad machen auch Spaß :-).

Auch wenn es Situationen gibt, in denen ich den Gang selber auswählen möchte, es gibt heute eigentlich keinen Grund mehr, den Gang mechanisch selbst einlegen zu wollen. Das kann der Computer echt besser. Den Zündzeitpunkt verstellen wir schließlich auch nicht mehr selber (das war bei den Autos der 20er ein Hebel in der Mitte des Lenkrads), und über das Verschwinden des Chokes hat sich auch keiner aufgeregt.

Von dentaku

Site Reliability Engineer, Internet-Ureinwohner, Infrastrukturbetreiber, halb 23-Nerd halb 42-Nerd, links, gesichtsblind.

Schreibt mit "obwaltendem selbstironischem Blick auf alles Expertentum" (Süddeutsche Zeitung)

2 Antworten auf „Automatik“

R. sagt:

Ich rege mich hiermit öffentlich & stellvertretend für alle über das verschwinden des Choke-Reglers auf.
Devon abgesehen, da ich mich nie getraut habe, das mal ‚runterzuregeln (Daihatsu Corure, den einzigen Choke-Hebel, den ich je zu Gesicht bekam),
war das immer ein super Conversation Starter.
„Was’n das?“
„Der Choke“
„Und was macht das?“
„Dann klingt’s nicht so Scheisse.“

😉

PS: Overflow ist massiv (mobile Firefox), Cursor nicht erkennbar und kein sz erlaubt?!

dentaku sagt:

Ok, die mechanische Startautomatik zur Zeit der Vergaser war oft eine akustische Zumutung.

sz?

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