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And now for something completely different

Das lang erwartete Apple-Tablett ist endlich da. Leider haben die jahrelangen Gerüchte die Erwartungen so hochgeschraubt, dass sie völlig unmöglich zu erfüllen gewesen wären.

Herausgekommen ist nämlich kein Mac mit Touchscreen. Desktop-Betriebssysteme lassen sich einfach nicht gut ohne Maus und Tastatur bedienen — man versuche mal, ohne rechte Maustaste und auch ohne ctrl-Taste das Kontextmenü eines Icons aufzurufen. Der Tablet-PC fristet sein Dasein deshalb zurecht in mehreren kleinen Nischen (z.B. in der Medizin). Herausgekommen ist aber auch nicht die Multimediaterminal-Variante des iPhones, denn dafür fehlen Kamera(s) und Telefoniefunktion. So gibt es unglaublich viele enttäuschte Artikel, deren Ergebnis ich aber nicht teile:

Das neue Gerät hat seinen Verwendungszweck nämlich dort, wo Dinge getan werden sollen, die man bisher mit einem Computer macht (z.B. eMails lesen, im Web surfen, Termine organisieren, eine Präsentation auf einem Beamer zeigen,…), für die eine vollprogrammierbare Universalmaschine mit all ihren Fallstricken aber eigentlich Overkill ist. Wer nur eMails lesen möchte, der muss sich eigentlich nicht mit einem hierarchischen Dateisystem, Dateitypen, monatlichen Sicherheitsupdates, Treibern und (je nach Betriebssystem) .rc-files, plist-Dateien oder der Registry rumschlagen. Wer nur Musik hören will, der möchte auf dem Gerät, das er dafür verwendet, eigentlich Musikstücke haben und nicht .mp3-Dateien (diese Abstraktion nimmt uns Musiksoftware häufig schon jetzt ab, aber die hässlichen Details sind dabei nur unter einem dünnen Schleier verborgen). Ich könnte hier noch weitere Beispiele anführen, aber der Punkt sollte inzwischen klargeworden sein.

Die bisher auf dem iPad vorgeführten Anwendungen gehören zum schönsten, was für den jeweiligen Zweck bisher vorgestellt wurde. Allein die Kalenderapplikation sollte den Entwicklern von Notes, Outlook und auch Apples Calendar zu denken geben. Dasselbe gilt für den eMail-Client, das Adressbuch, usw. usf. Dann kommen noch eine Tastatur und das sensationell günstige Officepaket dazu, und schon kann man eigentlich alles machen (und da habe ich vom eingebauten Buchladen noch nicht einmal angefangen — den wird es allerdings wohl am Anfang auch noch nicht in Deutschland geben).

Was das iPad (und in geringerer Dringlichkeit auch das iPhone) meiner Meinung nach noch dazulernen sollte, ist, ohne Computer zu funktionieren. Dazu sollte es ein selbständiges Backup durchführen können (z.B. mit einer Time Capsule). Über mehr Erweiterungswünsche reden wir dann nochmal, wenn es seinen Platz in der täglichen Benutzung gefunden hat.

Von dentaku

Site Reliability Engineer, Internet-Ureinwohner, Infrastrukturbetreiber, halb 23-Nerd halb 42-Nerd, links, gesichtsblind.

Schreibt mit "obwaltendem selbstironischem Blick auf alles Expertentum" (Süddeutsche Zeitung)

2 Antworten auf „And now for something completely different“

Ich stimme zu, dass die Apps im Gesamteindruck stimmig sind. Aber das Rad hat Apple damit nicht unbedingt neu erfunden, sondern nur neu zusammen gebaut. Gerade der erwähnte Organizer erinnert so frappierend an den Lotus Organizer, dass man sich da schon etwas für Apple schämt: http://en.wikipedia.org/wiki/File:Lotus_Organizer_5.0.png Genauso iBooks vs. das im AppStore vorhandene Classics.

dentaku sagt:

Ja! Lotus Organizer (bzw. Lotus Smart Suite). Das hatte ich schon fast verdrängt, aber der Umstieg von dem auf Outlook 97 war damals schon ein Hässlichkeitsschock.

Das iBooks-Regal hatte mich auch sehr an Delicious Library erinnert.

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