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Behördenpost

Nachdem mein Nachsendeantrag mich mit Dr. Becker aus München verbunden hatte, die Post sich ob der Situation ratlos zeigte, und ich mich schließlich der Auffassungsgabe der Bahn ausliefern mußte, war es jetzt einige Zeit ruhig im Blätterwald. Diesem Frieden habe ich aber zu sehr getraut: nun flatterte von der Bahn eine Mahnung ins Haus, mit Dr. Thomas Becker als Namen und mit meiner Anschrift. Also nahm ich mir die Servicenummer der Post (01802/444546) und die Auftragsnummer des Nachsendeantrags (hängt inzwischen an einer Magnetleiste an der Wand über dem Computer) und rief an. Ich brauchte geraume Zeit und mehrere unterschiedliche Erklärungen, um der freundlichen Hotline-Mitarbeiterin mein Problem darzulegen. Dann stimmte sie mir zu: „Da sehe ich jetzt echt ein Problem“ — sie wolle das mit ihrem Teamleiter besprechen. Nachdem ich zugestimmt hatte, landete ich in der Warteschleife und hörte mir die Spanische Gitarrenmusik dreimal an (dazwischen war jeweils ein knacksen zu hören, sollten die bei der Post tatsächlich ihre Wartemusik von Schallplatten abspielen?). Die Hotlinefrau kam zurück und sagte, da könne sie nichts machen, insbesondere könne man nicht die Bahn darüber benachrichtigen, daß man sie falsch benachrichtigt habe. Sie würde also eine Beschwerde aufnehmen, und die Angelegenheit weitergeben (toll, das ist jetzt etwa die zehnte Beschwerde auf derselben Auftragsnummer, vielleicht gewinne ich ja was…). Ich fragte dann noch, ob man mir denn eine Adresse oder einen Ansprechpartner bei der Bahn nennen könne („Irgendwo müssen Sie doch die falsche Adressberichtigungskarte hingeschickt haben.“), man konnte aber nicht.
Dann versuche ich es eben selbst bei der Bahn! Ich suchte mir über die Webseite die Bahncard-Servicenummer (01805/340035, falls die jemand gebrauchen kann) und rief dort an. Nachdem ich im „Drücken Sie die 1, wenn…“-Menü die nicht ganz passende Kategorie „…sie Fragen zu Ihrer Bahncard haben“ gewählt hatte (ich habe eigentlich Fragen zu einer Bahncard, die jemand anderem gehört), und nach etwas Dudelmusik erreichte ich dort eine Mitarbeiterin, die versuchte, das Problem in ihrem Computer zu rekonstruieren. Sie fragte mich nach Namen und Postleitzahl („Meine oder die des Bahncardinhabers?“ — „Ääääh?!“), kam aber mit der ganzen Situation nicht zurecht, und bat mich daher, die ganze Sache doch per eMail zu schicken:

From: Thomas Renger
Subject: Falsche Adressänderung
To: Bahncard Service

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit einiger Zeit bekomme ich von Ihnen Briefe, die nicht für mich bestimmt sind. Ich vermute, daß es sich um Rechnungen/Mahnungen handelt, aber da ich nicht der tatsächliche Adressat bin, öffne ich die Briefe nicht.

Entstanden ist diese Situation durch einen Fehler der Post, die mir irrtümlich einen Brief nachgesandt und Ihnen gleichzeitig eine — entsprechend falsche — Adressbenachrichtigungskarte geschickt hat.

Der eigentliche Empfänger und Ihr Kunde ist:

Dr. Thomas Becker
Pötschnerstraße 9
80634 München

stattdessen schicken Sie Ihre Briefe an

Thomas Renger (geb. Becker)
Reinsburgstraße 99
70197 Stuttgart

Ich habe bisher die Briefe an Sie mit einem entsprechenden Hinweis zurückgeschickt, damit aber nichts bewirkt. Ihre Hotline unter 01805/340035 bat mich, den Sachverhalt noch einmal schriftlich darzulegen und per eMail zuzuschicken.

Ich hoffe, dies hilft Ihnen, Ihre Daten zu korrigieren,

thomas renger

Setzen Sie das Stereo in Kopfphon Wagenwinde ein, die Macht ist an, sonst ist die Macht ab.

Ich bin schon sehr gespannt, was jetzt passiert.

Von dentaku

Site Reliability Engineer, Internet-Ureinwohner, Infrastrukturbetreiber, halb 23-Nerd halb 42-Nerd, links, gesichtsblind.

Schreibt mit "obwaltendem selbstironischem Blick auf alles Expertentum" (Süddeutsche Zeitung)

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